
Gewidmet ist das HeinrichNeuyBauhausMuseum dem Maler, Tischler, Möbeldesigner und Innenarchitekten Heinrich Neuy, der von 1930 bis 1932 am Dessauer Bauhaus studierte.

(Foto: Willi Ahlmer)
Heinrich Neuy wurde 1911 in Kevelaer in eine Hand- werkerfamilie geboren und machte eine Lehre zum Tischler- und Holzbildhauer. Von 1928-30 besuchte er die Kunstgewerbeschule in Krefeld. Seine Möbel- und Inneneinrichtungsentwürfe aus dieser Zeit zeichnen sich durch strenge Funktionalität und gestalterische Klarheit aus. Er verzichtete konsequent auf Ornamentik und knüpfte damit ganz eindeutig an die Ideen des Bauhauses an. Einer seiner Lehrer machte ihn auf die Ausstellung „10 Jahre Bauhaus“ im Essener Folkwang-Museum aufmerksam. Diese muss einen nachhaltigen Eindruck bei ihm hinterlassen haben, so dass er sich 1930 am Dessauer Bauhaus einschrieb.

Heinrich Neuy, um 1930
Beworben hatte sich Neuy mit einem Entwurf für einen Kinderstuhl aus Stahlrohr und Holz: Dreht man ihn, wird er zum Tisch. Ein multifunktionales Möbel ganz in der Tradition des Bauhaus. Neuy studierte u.a. bei Ludwig Mies van der Rohe, dem dritten und letzten Bauhaus-Direktor, Josef Albers und Wassily Kandinsky. Über Mies van der Rohe sagte Neuy: „Was Mies van der Rohe sagte, war von einer Klarheit, die war zwingend“.

Nach einem praktischen Außensemester 1932, in dem er sich auf seine Meisterprüfung vorbereitete, war eine Rückkehr ans Bauhaus nicht mehr möglich: Die Dessauer Stadtverordnetenversammlung unter Führung der Natio- nalsozialisten schloss die Schule wegen „bolschewistischer Umtriebe“. Seine zwei Jahre am Bauhaus prägten Neuy jedoch so tief, dass sie seinem ganzen weiteren Leben Richtung und Orientierung gaben.
1937 legte Neuy die Meisterprüfung ab und heiratete im gleichen Jahr Martha Schütte, deren elterliche Tischler- werkstatt er in Borghorst übernahm. Seine Arbeiten zeichneten sich nun durch gegenständliche Motive und weniger durch abstrakte Formen aus; er wollte in der Nazi-Diktatur nicht als „entarteter Künstler“ auffallen.
Als Luftwaffensoldat geriet Neuy 1944 in Kriegs- gefangenschaft. Sein großes Glück war, dass er einem der modernen Kunst gegenüber aufgeschlossenen schottischen Militärarzt begegnete, der sich sehr für Neuys Zeit am Bauhaus interessierte. Er versorgte Neuy mit Malutensilien, so dass er in dieser Zeit drei Bilderzyklen schaffen konnte: „Gewitter“, „Lyrik“ und „Freude“. Freude wohl, weil es ihm in seiner Gefangenschaft wieder möglich war, seiner Leidenschaft, der Malerei, wieder nachzugehen.

Neuy malte weiter bis in die 1990er Jahre. Sein Interesse richtete er vor allem darauf, durch Form und Farbe Phänomene wie Charaktereigenschaften, Jahreszeiten und insbesondere musikalische Klänge sichtbar zu machen. Dem Aquarell räumte er in seinen Werken besonderen Raum ein. Seine Arbeiten wurden u.a. im Bauhaus-Archiv in Berlin und im Dessauer Bauhaus sowie in Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Heinrich Neuy starb 2003 im Alter von 91 Jahren. „Auf Kandinskys Lehre von Farben und Formen basierten seine Charakterstudien und Porträts“, erzählt Hedwig Seegers, die Tochter Heinrich Neuys, die noch heute durch das Museum führt und die Geschichten hinter den Objekten – gespickt mit persönlichen Erinnerungen – erzählt.
Pünktlich zu seinem 100. Geburtstag wurde 2011 in Steinfurt-Borghorst das HeinrichNeuyBauhausMuseum eröffnet. Das Ausstellungsprogramm widmet sich konsequent den Meisterinnen und Meistern, den Schülern und Schülerinnen des Bauhauses.
Im Bauhaus-Jahr zeigt das Museum 3 Ausstellungen
Bis 15.09.2019: Die Avantgarde in Osteuropa
28.09.-19.01.20: Retroperspektive Heinrich Neuy
Kirchplatz 5, 48565 Steinfurt-Borghorst, heinrichneuybauhausmuseum.de
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