
Das Museum Kunstpalast widmet dem international bekannten Modeschöpfer Pierre Cardin (*1922) die erste umfangreiche Präsentation in Deutschland. Damit folgt Generaldirektor Felix Krämer der Strategie, das Haus nicht nur als klassisches Kunstmuseum zu positionieren. Er erklärt: „Mit dieser Modeausstellung widmet sich der Kunstpalast im Kontext seiner Sammlung angewandter Kunst abermals einem Projekt, das für einen erweiterten Kunst- und Design-Begriff steht.“
Die geschickt arrangierte Präsentation zeigt Haute-Couture-Kleider und Accessoires, die heute noch so hinreißend wirken wie in ihrem Entstehungsjahr. Sie bietet mit mehr als 80 Styles sowie Fotos und Filmmaterial Einblicke in Cardins kreativen Kosmos. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den 1960er/70er-Jahren, in denen Cardin die Modeszene mit avantgardistischen Entwürfen für Damen und Herren revolutionierte. Deutlich wird, das alles kulminiert in der Person eines Visionärs, dessen Design-Philosophie es war, Dinge zu schaffen „für ein Leben, das es noch gar nicht gibt – für die Welt von morgen“.


Als Couturier arbeitet der Meister wie ein Bildhauer: Die Idee der Plastizität bestimmt seine Entwürfe. Seine geometrische Formensprache und dreidimensionalen Designs sind bis heute unverwechselbar. In den Swinging Sixties entwickelt sich Cardins Mode zum internationalen Erfolg. Er etabliert sich mit seinen provokativen, futuristischen Kollektionen, die durch Körperbetonung und Jugendlichkeit herausstechen. Unter Verwendung neuer Materialien wie Plastik und Vinyl entwirft er eine Mode, die mit ihren knalligen Farben und gewagten Schnitten ein neues, befreites Lebensgefühl ausdrückt.
„Cardins Mode verschafft Frauen, aber auch Männern in einer Zeit der politischen und sexuellen Umwälzungen große modische Freiheiten“, so Maria Zinser. Kuratorin neben Barbara Til. „Mit Looks aus Minirock, flachen Stiefeln und helmartigem Hut kreiert er eine Mode des Protests: jung, sexy und mutig zugleich.“ Passend dazu akzentuiert die Düsseldorfer Schau das Moderne, Innovative und zugleich Provokative von Cardins Kreationen.
Gezeigt werden unter anderem Beispiele aus der legendären futuristischen Cosmocorps-Kollektion für Frauen und Männer von 1966 – farbenfrohe, figurbetonte Outfits, die an Raumschiff-Uniformen erinnern. Der Ära des Space-Age-Design folgt in den 1970er-Jahren ein Stil, der verstärkt auf Kontraste setzt: Cardin kombiniert ultrakurze Kleider und Röcke mit bodenlangen Jacken und Tuniken sowie farbigen Bodysuits. Akzente setzt er mit Fransen, Schlitzen und Cut-Outs die zugleich der dynamischen Verformung dienen. Seine innovativen Kreationen werden von Filmstars wie Lauren Bacall, Raquel Welch und Jeanne Moreau getragen, Model Twiggy ist eines der Models für seine Entwürfe.



In den 1980er- und 1990er-Jahren erweitert Cardin sein Formenspektrum um stromlinienförmige Elemente. Charakteristisch sind nun bewegte Faltensegmente an den Rückenpartien von Jacken und Mänteln. Auch das sogenannte Schlauchkleid erhält durch eingearbeitete Reifen eine neue, plastische Gestalt. Für die Männerkollektion entwickelt Cardin kastenförmige Lederjacken mit breiten, geometrischen Schulterelementen, die mit sportlichen Keilhosen kombiniert werden.
Bis heute ist der Couturier Alleineigentümer seines 1950 in
Paris gegründeten Unternehmens. Neben dem Modelabel Pierre Cardin entwickelt er
in den 1970er Jahren eine immer breitere Produktpalette, gilt als Pionier der
Globalisierung und des weltweiten Lizenzhandels in der Mode. Blickt man auf
seine vielfältigen Unternehmungen, wird klar, dass er stets von der Idee
geleitet wird, seine anspruchsvollen Entwürfe in populäre Produkte umzusetzen.
Wem das nötige Kleingeld für Haute Couture des Labels fehlt, der kann also auch
zu moderateren Preisen schicke Mode mit dem Etikett Pierre Cardin erstehen –
oder im Kunstpalast ins Träumen
verfallen…
Kunstpalast Düsseldorf, kunstpalast.de
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