Der mit dem Pinsel tanzt – Im Rausch der Farben

„Ich bräuchte fünf Leben“ (Horst Gläsker)

Seine Losung: Mut – Wut – Stolz! Rhythmus, Ekstase, Energie, wildes Denken: Horst Gläsker, Handlungskünstler und Universalgenie der Kunst beeindruckt seit mehr als vier Jahrzehnten Kunstfans in Europa mit einer künstlerisch gestalteten Symbiose aus Musik, Tanz, Theater, Malerei, Bildhauerei, Installation und Architektur.

Mit legendären Tischkonzerten und verrotteten „Perser“-Teppichen vom Sperrmüll, die er übermalte und in malerische Ereignisse verwandelte, mischte Horst Gläsker mit Stirnband und Feder geschmückt, in den 70er Jahren nicht nur die Düsseldorfer Kunstszene erheblich auf. Schon 1981, da war der Maler, Bildhauer und Performer gerade mal 32 Jahre alt, erfolgte eine große Einzelausstellung „Bemalte Teppiche, bemalte Tapeten, Musikobjekte“ im renommierten Von der Heydt-Museum in Wuppertal. 

Auf Schloss Reuschenberg werden nun über achtzig ausgewählte Arbeiten aus verschiedenen Schaffensperioden von den 70er Jahren bis heute mit folgenden Schwerpunkten gezeigt:

Malerei auf Sperrmüllteppichen, seit 1977 und Malerei auf Tapeten, seit 1978.
Tondos (Rundbilder), seit 1990, Intarsien aus Holz – bearbeitet mit Blattgold, Öl- und Lackfarben.
Monotypien, Holzdrucke, seit 1996, Ölfarbe auf Leinwand.
Pinseltanz, seit 2001, monumentale Gemälde, als Hommage an „Die große Woge“ von Hokusai  (berühmter japanischer Maler 1760-1846).
Rhythmus, seit 2011, abstrakt-ornamentale Hinterglasmalerei.

Gläskers Schaffen ist höchst vielschichtig und stilistisch kaum einzuordnen – neben den abstrakten Kompositionen gibt es zahlreiche Raumskulpturen mit mythischen Figuren, Menschen und Tieren, Mischwesen mit ausladendem Gehörn – heitere Geister verfangen in wilder Erotik und voller Schabernack. Zudem beschäftigt er sich intensiv mit Licht, Musik, Klang und Architektur. Doch was hält Gläskers komplexe Welt im Innersten zusammen?

„Im Rhythmus verbindet sich seine musikalische mit seiner malerischen Existenz“, betont der Kunstkritiker Manfred Schneckenburger und fügt hinzu: „Der Rhythmus ist der größte gemeinsame Nenner, auf dem seine Kunst beruht. Er fundiert seinen zentralen Beitrag zur Malerei: die Wiederentdeckung von Ornamentik und freiem Ornament.“

Gläsker, der Klarinette, Maultrommel und Saxophon spielt, beschreibt seine Kunst anhand seiner berühmten Pinseltänze so: „Es geht um Chaos und System, um Zufall und Präzision, um Ruhe und Leichtigkeit, um Rhythmus und Energie, künstlerische Freiheit und Disziplin.“ Der Handlungskünstler resümiert: „Ich erforsche das künstlerische Universum!“ Und das geht bei seinen berühmten Pinseltänzen so: Der breite Chinapinsel mit langem Stiel in der Hand des tanzenden Malers kreist in einer Spontanaktion über die auf dem Boden liegende Leinwand. Mit wilden Pinselschwüngen werden das Chaos, der Zufall und die Anarchie gefeiert. Doch nach dem „ekstatischen Bildgründungsakt“ voller Linienschwünge folgen sorgsam abgestimmte Arbeitsschritte – das meditative, akribische Nacharbeiten – die Entschleunigung.“

Der Zufall, auf den der Künstler reagiert, spielt bei der Werkentstehung also eine große Rolle. Insofern sind seine Arbeiten auch Entdeckungsreisen und Experimentierfelder. Gleichzeitig geht es aber auch um die Lust am Tanz, am Malen und an der Farbe. Farbe in Bewegung, in ihrer leuchtenden Intensität, in ihrer Rauschhaftigkeit und in ihrer positiven Lebendigkeit!

Vernissage: 29.09.2019, 12.00 Uhr
Schloss Reuschenberg, Gerhard-Hoehme-Allee 1, Neuss

Bild: Horst Gläsker LEBENDE BILDER im Gasteig-Theater München GRENZGÄNGE 1990
(Foto: Florian Schreiber)