Europas größtes Vulkangebiet befindet sich östlich von Leipzig zwischen den Hohburger Bergen, dem Collm bei Oschatz und dem Rochlitzer Berg. Gewaltige Ausbrüche eines Supervulkans hinterließen vor etwa 290 Millionen Jahren mächtige Porphyrdecken und Calderen mit einem Durchmesser von bis zu 60 Kilometern. Das vulkanische Gestein bildete sich vor ca. 60 Mio. Jahren zu wertvollen Kaolintonnen um.
Besucher erleben im Geoportal „Erlebniswelt Kaolin“ ein multimediales Erlebnis, das bei der Kaolinentstehung beginnt, über die Förderung im Tiefbau und heutigen Tagebau bis zur Entstehung der regionalen Keramikindustrie reicht und zur Geschichte der Schmalspurbahn rund um den Bahnhof Mügeln informiert. Im Untergeschoss des Gebäudes erzählen Fotos Geschichten aus dem Bergbau, Vitrinen zeigen Exponate aus der Welt der Bergmänner unter Tage, Kinder haben die Gelegenheit für interaktive Spiele, eine Sitzecke lädt zum Verweilen ein und Experten-Terminals bieten weiterführende Informationen. Im Obergeschoss befindet sich der „Kaolin-Tagebau“ mit einem Rundpanorama, 360-Grad-Brille, Schautafeln, Geschicklichkeitsspielen, einem Multitouchtable und einem Kino. Ein Mikro-Teleskop zeigt den Rohstoff Kaolin im Kleinen wie im Großen.
Geoparks sind Gebiete, die wie ein Fenster in die Erdgeschichte wirken. Hier treten geologische Ressourcen und Eigenheiten zum Vorschein, an denen sich die Zusammenhänge im Erdinneren und an der Erdoberfläche besonders gut erklären lassen. Geoparks verbreiten u.a. Wissen über Geophysik, Geologie (Gesteine und ihre Lagerung in Schichten o.ä.) und Mineralogie (Aufbau der Gesteine). Geoportale sind die Besucherzentren des Geoparks „Porphyrland. Steinreich in Sachsen“ (Kurzform Geopark Porphyrland). Sie sind zugleich Ausgangspunkte für Entdeckungsreisen in die Umgebung auf speziell ausgewiesenen Georouten oder laden zu Besuchen von Ausstellungen und Sehenswürdigkeiten ein.
Was ist eigentlich Kaolin? Vor etwa 300 Jahren hatte der Alchemist Johann Friedrich Böttger die feste Absicht Gold herzustellen. Der Versuch ging schief. Er entwickelte kein echtes, dafür aber sogenanntes weißes Gold mithilfe des Rohstoffes Kaolin. Somit legte Böttger den Grundstein für die Porzellanherstellung. Die Region rund um Mügeln ist als das Land der weißen Erde bekannt geworden und auch heute, mehr als 300 Jahre später, wird das Kaolin noch immer dort abgebaut. Die sächsischen Porzellan- und Keramikprodukte sind Verkaufsschlager in der ganzen Welt.
Vor rund 290 Millionen Jahren brodelte in der Geopark-Region ein Supervulkan. Er hinterließ Porphyr, der im Zuge der Verwitterung Kaolin hervorbrachte. Besonders stark vollzog sich der Prozess der Verwitterung, der sogenannten Kaolinisierung, ab dem Zeitalter Oberkreide (vor etwa 100 Millionen Jahren) bis weit hinein in das Tertiär (vor etwa 65 – 2 Millionen Jahren). Das subtropische Klima im Tertiär führte zur intensiven chemischen Verwitterung des Kemmlitzer Quarzporphyrs. Dabei wurden Alkalien, Kieselsäure und Eisenoxide gelöst und weggeführt, Wasser hingegen aufgenommen. Ein weißes, toniges Lockergestein entstand, das Kaolin. Es bildeten sich Verwitterungsmulden mit Mächtigkeiten von 10 bis 40 Metern.
In Nordsachsen, westlich von Mügeln, befindet sich mit dem Kemmlitzer Kaolinrevier eines der Zentren der mitteldeutschen Kaolingewinnung. Die Förderung des Rohkaolins erfolgt auf verschiedenen Abbausohlen selektiv mit mehreren elektrisch betriebenen Schaufelradbaggern und der Abtransport über eine 3 km lange Überlandbandanlage zur Schlämmerei Gröppendorf. Von dort wird die Kaolinsuspension über eine Rohrleitung zur weiteren Aufbereitung in das Werk in Kemmlitz gepumpt. Kemmlitzer Kaolin ist durch seine Beschaffenheit für die Feinkeramik besonders vorteilhaft. Es gilt als der beste keramische Kaolin Deutschlands für feinkeramische Anwendungen und ist weit über Europa hinaus geschätzt. Der Rohstoff wird insbesondere für Haushaltskeramik, Wand- und Bodenfliesen und Sanitärkeramik genutzt.
Für den Abtransport des weißen Goldes wurde die 1884 eröffnete Schmalspurstrecke Mügeln – Döbeln im Jahre 1903 erweitert. Über diesen ausgebauten Streckenast der heutigen Döllnitzbahn wurde das Kaolin abtransportiert. Auf einem Teil des ehemaligen Streckennetzes zwischen Oschatz – Mügeln – Glossen/Kemmlitz können Besucher die Döllnitzbahn als Touristenbahn nutzen. Rings um den Bahnhof sind in einem Rundgang die Geschichte und Technik der Schmalspurbahn erlebbar.
geopark-porphyrland.de
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