Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520 – 1970

Unter dem Titel »Vertigo« zeigt das Kunstmuseum Stuttgart ein breites Spektrum an Werken der Op Artvon den 1950er-Jahren bis 1970 und ihrer Vorläufer im 16. bis 18. Jahrhundert. Charakteristisch für diese Werke ist, dass sie sinnliche Erfahrungen ermöglichen, die nicht nur auf den Sehsinn beschränkt bleiben, sondern den gesamten Körper miteinbeziehen.

Als signifikantes, raumerweiterndes Medium tritt das Licht in unterschiedlichsten Erscheinungsformen auf. Zu den Hauptvertreter*innen der Op Art zählt neben Victor Vasarely und Bridget Rileyder italienische Künstler Gianni Colombo, der mit seinem »Spazio elastico« (1967) internationale Berühmtheit erlangte.

Die Werke der Op Art adressieren nicht allein den Sehsinn, sondern vermitteln Erfahrungen, die den gesamten Körper affizieren –bis hin zu sensorischer Überforderung und Schwindel. Auf diesen Aspekt verweist der Titel der Ausstellung »Vertigo«, der Alfred Hitchcocks berühmtem Film von 1958 entlehnt ist. Für Aufsehen sorgte insbesondere eine Kamerafahrt, die bei der Schlüsselszene im Treppenhaus eines Turms den Blick in den Abgrund als spektakulär destabilisierenden Wirbel inszeniert. Jahrhunderts.

Indem die Op Art die Gesetzmäßigkeiten von Ausgleich, Klarheit und Harmonie zu-gunsten heftiger Effekte, Verunsicherung und paradoxer Illusionen unterläuft bzw. durchkreuzt, entspricht dies einem Wandel vom Klassischen zum Anti-Klassischen, wofür Manierismus als Epoche übergreifend gedachter Begriff stehen kann.

Zur Präsentation gehören ausgewählte Referenzwerke europäischer Manierismen des16. bis 18. Jahrhunderts, in denen vergleichbare Verfahren der Sinnesmanipulation zum Einsatz kommen –von Parmigianino, Giovanni Battista Piranesi, Claude Mellan und Erhard Schön. Jahrgangsstufen 3–7 als Lernort an.

Künstler*innen:
Josef Albers, Giovanni Anceschi, Richard Anuszkiewicz, Marina Apollonio, Alberto Biasi, Hartmut Böhm, Martha Boto, Gianni Colombo, Carlos Cruz-Diez, Dadamaino, Gabriele De Vecchi, Lucia di Luciano, Marcel Duchamp, Giovanni Galli-Bibiena, Gerhard von Graevenitz, Franco Grignani, Matthias Grünewald, Brion Gysin, Adolf Luther, Enzo Mari, Almir Mavignier, Francesco Mazzola gen. Parmigianino, Claude Mellan, François Morellet, Lew Nussberg, Ivan Picelj, Giovanni Battista Piranesi, Guido Reni (Umkreis), Vjenceslav Richter, Bridget Riley, Dieter Roth, Nicolas Schöffer, Erhard Schön, Jesús Raphael Soto, Aleksandar Srnec, Kerry Strand, Abbott Thayer, Grazia Varisco, Victor Vasarely, James Whitney, Ludwig Wildin.

Ausstellung 23.11.2019-19.04.2020, Kunstmuseum Stuttgart, kunstmuseum-stuttgart.de

Bilder:
Marina Apollonio Spazio Ad Attivazione Cinetica 6B, 1966/2015 Museo del Barrio, New York Foto: Lauren Glazer, Marina Apollonio