
Ricardo Brey war 1992 der erste kubanische Teilnehmer bei einer Documenta und seitdem lebt er in Europa. Das Gerhard-Marcks-Haus zeigt nun seine erste Museumsausstellung in Deutschland mit ca. 70 Arbeiten. Diese bestehen aus Zeichnungen, Assemblagen und Installationen, in denen er seine afrikanischen und kubanischen Wurzeln mit seinem neuen Umfeld verbindet. Dafür hat er den Begriff ‚Adrift‘ gefunden, zu übersetzen als »Treiben lassen«. Es geht dem Bildhauer und Zeichner nicht darum, an einer Identität festzuhalten, sondern sich umgekehrt frei durch die Kulturgeschichte zu bewegen.
In seinen poetischen, ideenreichen Assemblagen konzentriert er sich auf die Beziehung zwischen Mensch und Natur, auf die kulturelle Identität seines Geburtslandes Kuba und seiner Wahlheimat Belgien sowie auf die Interaktion zwischen verschiedenen Kulturen. Diese haben eine stark existenzielle Dimension. Anstelle eines Beharrens auf Herkunft betont Brey das »Treiben lassen« mit den dazugehörigen Veränderungen und Brüchen in seinem Werk.
Im Zentrum der Ausstellung stehen dreißig Boxen, Ansammlungen von Objekten und Faltbüchern, die in immer neuen Konstellationen aufgeklappt werden. Das vielschichtige Werk erwartet vom Betrachter sorgfältige Wahrnehmung und die Bereitschaft auf Spurensuche zu gehen und dabei herkömmliche Interpretationsmuster zur Seite zu legen.



Gerhard-Marcks-Haus, Bremen, http://www.marcks.de
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