
Eine Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle untersucht erstmals die zahlreichen, oft widersprüchlichen Rollen von Weiblichkeit und Männlichkeit in den Werken von Max Beckmann (1884–1950), einem großen Künstler der Moderne und kraftvollen Interpreten seiner Zeit.
Mit rund 150 Gemälden, Plastiken und Arbeiten auf Papier zeigt die Schau noch bis zum 24. Januar 2021 die eindrucksvolle Breite des Themas und ermöglicht ein tieferes Verständnis von Beckmanns facettenreicher Kunst. Wichtige Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland – darunter der Nachlass Beckmann, das Saint Louis Art Museum, die Harvard Art Museums und das Stedelijk Museum in Amsterdam – ergänzen den umfangreichen Beckmann-Bestand der Hamburger Kunsthalle.
Die Ausstellung befragt Beckmanns Bilder sowohl auf ihre historische Bedeutung als auf ihre Aktualität für unsere Zeit. Seine prägnanten Selbstdarstellungen, seine Doppelbildnisse mit den Ehefrauen, die repräsentativen Porträts seiner Förderer und Mäzeninnen sowie mythologische und biblische Figurenbilder machen Grundkonstanten menschlichen Zusammenseins eindrucksvoll erfahrbar: Sie zeigen Begehren, Hingabe und Widerstreit, Macht und Ohnmacht, Freiheitsdrang und Verschmelzung.
Beckmann schrieb Geschlechterrollen fest und öffnete sie zugleich. Fasziniert von den Mythen verschiedenster Kulturen, kannte er die uralte Vorstellung, dass Frau und Mann aus einem einzigen, androgynen Geschlecht hervorgingen, nach dessen Einheit man sich auf ewig zurücksehnt. Er las und kommentierte zeitgenössische, bis heute diskutierte Schriften von Carl Gustav Jung und Otto Weininger, die Individualität als Verbindung von weiblichen und männlichen Anteilen erklärten. Von sich selbst zeichnete Beckmann aber gern das Bild eines mannhaft entschlossenen Weltendeuters, das bis heute die Wahrnehmung seines Werks dominiert und sich einem offeneren Verständnis seiner vielschichtigen Kunst entgegenstellt.
Die Ausstellung wird von einem reich bebilderten wissenschaftlichen Katalog (Prestel Verlag, München), von einem Audioguide und regelmäßigen thematischen Führungen (samstags um 15 Uhr) begleitet Seminare zur Verkostung von Champagner, dem Lieblingsgetränk Beckmanns, runden das Programm ab.
hamburger-kunsthalle.de
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