Die Faszination chinesischen Porzellans

Was macht Porzellan so besonders, dass es Menschen seit Jahrtausenden fasziniert? Dieser Frage geht das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) in der aktuellen Ausstellung „Made in China! Porzellan“ mit 180 Exponaten aus der Sammlung des Hauses nach.

Made in China – dieses Label ist in der heutigen Warenwelt allgegenwärtig. Aber der seit Jahrtausenden unübertroffene Exportschlager aus China ist kein T-Shirt oder Smartphone, sondern Porzellan. Das weiße Gold aus Kaolin, Feldspat und Quarz hat eine über 3000-jährige Geschichte – produziert wurde für den Kaiserhof, den heimischen Markt und den Export.

Erst im frühen 18. Jahrhundert gelang in Europa die Entwicklung einer eigenen Porzellanrezeptur. Umso beliebter waren die exquisiten und raren Blauweißporzellane der Ming-Dynastie (1368–1644) und die farbenfrohen Porzellane der famille rose und famille verte aus dem 17. Jahrhundert an europäischen Höfen. Auch heute erzielen chinesische Porzellane Rekordsummen. 36 Millionen US-Dollar zahlte der Shanghaier Milliardär Liu Yiqian 2014 für einen „Chicken Cup“, ein zartes Schälchen mit nur 8 Zentimetern Durchmesser aus dem 15. Jahrhundert!

Neben technischen und künstlerischen Entwicklungen beleuchtet die Schau im MK&G Aspekte wie Materialität, Funktion und Qualität chinesischer Porzellane. Die Ausstellung zeigt herausragende Vasen, Teller, Schalen und Figuren aus der Ming- (1368–1644) und Qing-Dynastie (1644–1911) von kaiserlichem Porzellan bis hin zur Exportware. Zu sehen sind die beliebtesten Typen wie monochrome Porzellane, Blauweißporzellane und Porzellan mit Aufglasurdekoren. Im Zentrum steht die Porzellanproduktion der kaiserlichen Werkstätten. Diese brachten unter Kaiser Kangxi (r. 1662–1722) eine bis dahin unerreichte Vielfalt in Technik, Form und Farbe hervor.

Verfeinerung und Veredelung waren das Augenmerk seines Sohnes, Kaiser Yongzheng (r. 1723–1735), unter dem die Malerei auf Porzellan perfektioniert wurde. Kaiser Qianlong (r. 1736–1795) ist für Rückbezüge auf vergangene Dynastien und exzentrische Neuschöpfungen bekannt. Im starken Kontrast dazu stehen die schlichten, technisch höchst aufwendigen monochromen Porzellane. In tiefem Blau, strahlendem Gelb, samtigem Rot und kühlem Weiß dienten sie ursprünglich der Anbetung der verschiedenen Himmelsgötter im rituellen Kontext am chinesischen Hof.

Eine Vielzahl der gezeigten Stücke stammt aus der Sammlung der Familie Reemtsma sowie der Sammlung des Ehepaares Ingeborg und Harold Hartog. Die beiden Schenkungen stellen einen unschätzbaren Zuwachs für das MK&G dar. Anhand von Fotografien und historischen Dokumenten werden Philipp F. Reemtsma (1893–1959) und Harold A. Hartog (1910–2007) als zwei in Hamburg verortete Sammler und Förderer des MK&G mit ihren jeweiligen Vorlieben und Zugriffen auf chinesisches Porzellan vorgestellt.

Ausstellung bis 20.03.2021, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg,
mkg-hamburg.de

Bilder:
Oben: Schale mit Lotosblüte, China, Yongzheng-Ära (1723–35), Porzellan mit Aufglasurfarben der famille rose, H 5,4 cm, D 11,8 cm
Mitte: Vase mit Hibiskus, Chrysantheme und Gedicht, Design: Tang Yin (1691–1756), China, Yongzheng-Ära (1723–35), Porzellan mit Aufglasurfarben der famille rose, H 19,5 cm, D 11,4 cm, MK&G, Schenkung Harold und Ingeborg Hartog,
Unten: Figur eines Luohan, China, Kangxi-Ära (1662–1722), Porzellan mit Aufglasurfarben der famille verte auf unglasiertem Scherben (émail sur biscuit), H 43,7 cm, B 25,2 cm, Schenkung Harold und Ingeborg Hartog
(Fotos: Jörg Arend)