INTO SPACE

„Into Space“ thematisiert die Sehnsucht des Menschen nach dem Weltraum, nach Schwerelosigkeit, fernen Galaxien und den Glauben an bisher unfassbare Energien in Raum und Zeit außerhalb unserer Wahrnehmung. Die Ausstellung bringt eine Bildhauerin und zwei Bildhauer zusammen, die ein besonderes Gespür für elementare Fragen des Universums haben und dort ansetzen, wo Gewissheiten der Naturwissenschaften an ihre Grenzen stoßen. Naum Gabo (1890–1977), Berta Fischer (*1973) und Björn Dahlem (*1974) reflektieren vor dem Hintergrund fundamentaler Erkenntnisse der theoretischen Physik des 20. und 21. Jahrhunderts über Zeit, Raum, Energie und Materie.

Für Naum Gabo (1890 – 1977) wurde die Kunst nach dem Ersten Weltkrieg zum zentralen Erkenntnismittel über die Physik unseres Planeten. Nach einem Studium der Medizin, Physik, Philosophie und Architektur ab 1910 in München bekannte er sich in seinem „Realistischen Manifest“, das er in Zusammenarbeit mit seinem Bruder, dem Maler Antoine Pevsner 1920 in Moskau verfasste, zu einer Bildhauerei des Experimentes, der neuen Materialien und neuen Möglichkeiten, Raum und Zeit sichtbar zu machen. 1922 siedelte der jüdisch-russische Künstler nach Berlin über, wo er bis 1932 blieb und im Kreis der Novembergruppe sehr schnell zu den avantgardistischsten Erneuerern der Kunst gehörte. Seine später weltberühmten Plastiken aus transparenten Kunststoffen wirkten auf seine Zeitgenossen wie Science Fiction. Sie haben bis heute nicht aufgehört, junge Künstler*innen zu inspirieren.

Berta Fischer (*1973) arbeitet mit jenen transparenten Materialien, die während der Zeit Gabos in den 1920er Jahren erst erfunden wurden. Fischer verwendet thermoplastisches Acrylglas in unterschiedlichsten Farben, Stärken und Größen, um ein subtiles Gespräch über die Beschaffenheit des Lichtes einzugehen. Im Ergebnis erinnern ihre Arbeiten an leuchtende oder reflektierende Hightech-Stoffe und virtuelle Zeichnungen, die in aufgewirbelter Bewegung schwebend im Raum stehen. Jenseits der Gravitation verleihen sie dem Ungeordneten, Chaotischen und Unvorhersehbaren Sichtbarkeit. Ihre für die Ausstellung neu entstandene, ausgedehnte Deckenarbeit kann als Universum, Milchstraße oder Galaxie gelesen werden.

Björn Dahlem (*1974) verwendet für seine raumgreifenden Installationen rohes Material wie Dachlatten, die er mit Leuchtstoffröhren, Glühbirnen, Draht und Fundstücken kombiniert. Seine Auseinandersetzung mit Raum und Zeit basiert auf den Theorien der Astro- und Teilchenphysik bis hin zu den jüngsten Erkenntnissen der Quantenmechanik. Dabei geht es in seinem Werk um eine Verbindung von datenbasierten Wissenschaftsmodellen, Philosophie und Kunst. Bekannt wurde Björn Dahlem in den 1990er Jahren durch künstlerische Interpretation des interstellaren Raums, Superclustern oder Schwarzen Löchern. Für die Ausstellung sind neue Arbeiten entstanden, die Fragen nach Realität und Vorstellung, nach Anschauung und Glauben stellen.

Haus am Waldsee – Internationale Kunst in Berlin, hausamwaldsee.de

Bilder:
Oben: Installationsansicht
Mitte: Installationsansicht, re. Oben: Berta Fischer, Balam, 2018 (Foto: Simon Vogel),
re. unten: Björn Dahlem, Mond, 2018, Courtesy Privatsammlung