
Hinten: „Bernsteinzimmer“, 2019/20,
Seit den 1990er Jahren hat Amelie von Wulffen (*1966) ein komplexes und eigenwilliges Werk entwickelt, das Fragen nach den historischen, ökonomischen und sozialen Bedingungen von Malerei aufwirft. Dies erstreckt sich auch auf die Figur der Künstlerin selbst, die immer wieder in unterschiedlicher Gestalt in ihren Arbeiten auftaucht und dabei oft ihre persönliche Familienchronik mit nationaler Geschichte und existentiellen Fragen nach einem kulturellen und spezifisch deutschen Erbe verknüpft.
In von Wulffens Bildern werden ästhetische Widersprüche gezielt kontrastiert und verschiedene Malstile der Kunstgeschichte und der Hobbykunst miteinander verwoben, womit deren assoziatives Gewicht lustvoll neu besetzt wird. Ihr Werk erscheint vor diesem Hintergrund wie eine Meta-Reflexion der ästhetischen Widersprüche im Nachkriegsdeutschland und gegenwärtiger Pop- und Politkultur, in die die Künstlerin auch kunstgewerbliche Zitate wie Möbel und architektonische Versatzstücke mit einbezieht.
Wie schon frühere Bildzyklen von Wulffens handeln auch ihre neuen Bilder von den teils abgründigen Dimensionen von Familie als einem Ort, an dem neben Liebe und Kultur auch bleierne Probleme und Verdrängtes weitergegeben werden. Besonders emotional werden diese Arbeiten durch die Dimension des Abschieds von den Eltern. In einer szenographischen, gemalten Genreinstallation werden neue Kleinskulpturen platziert – eine Art dramatische Wunderkammer verhandelt hier das Verhältnis von Mensch und Natur, das auch in Zeiten der totalen Umweltzerstörung noch von romantischen Landschafts- und Naturprojektionen bestimmt wird.
Begleitet werden diese neuen Arbeiten von ausgewählten existierenden Malereien, Zeichnungen, Möbeln, Skulpturen und Filmen der Künstlerin.
KW Institute for Contemporary ArtKUNST-WERKE BERLIN e. V., http://www.dekw-berlin.de
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