
Bis zum 13. Februar 2022 zeigt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in K20 mit „Lynette Yiadom-Boakye. Fliegen im Verbund mit der Nacht“ die erste umfangreiche Ausstellung der Malerin in Deutschland. Diese Schau führt beispielhaft vor Augen, welche Kraft Malerei auch heute haben kann.
Lynette Yiadom-Boakye (*1977 in London) malt fiktive Frauen und Männer, die sich in rätselhaften, meist unbestimmten räumlichen Situationen bewegen. Die Zeit scheint stillzustehen: Menschen ruhen, gehen, schauen, tanzen, sprechen, lachen und unterhalten sich. Sie leben in privaten Welten, es wird nichts über ihren Status oder ihre Rolle in der Gemeinschaft erzählt. Auch wenn sie lächeln oder in unsere Richtung blicken, sind sie in erster Linie mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Die Stimmung wird durch die behutsame Beobachtung von Mimik, von Gesten und Farbigkeit erzeugt. Selten spielt die Malerin auf den Stil, die Mode oder die Kultur einer bestimmten Zeit an. So sind die Figuren gewissermaßen zeit- und ortlos.

Das Malen ist für Yiadom-Boakye ein kraftvolles Mittel, um jenseits der Worte zu kommunizieren. Gefundene Bilder, Erinnerungen, Literatur und die Geschichte der Malerei dienen als Quellen für ihre Arbeit: „All das wird dann auf der Leinwand zusammengeführt. So kann ich das Bild wirklich durchdenken, es im physischen Sinn als Gemaltes betrachten und eine Sprache entwickeln, die sich nicht so anfühlt, als würde ich versuchen, etwas aus dem Leben zu nehmen und es in die Malerei zu übersetzen, sondern die es der Farbe erlaubt, das Sprechen zu übernehmen“, beschreibt die Künstlerin ihre Arbeitsweise.
Neben der Malerei schreibt Lynette Yiadom-Boakye Prosa, Dialoge und Gedichte. Schreiben und Malen sind für sie voneinander getrennte Tätigkeiten, als unterschiedliche Formen der Kreativität aber miteinander verflochten und jeweils durchzogen von Ideen, der Fiktion, Erfindung, von Rhythmus und unendlichen Möglichkeiten. Die Tiefe ihrer Auseinandersetzung mit Kunst- und Literaturgeschichte hallt in den Bildern wider, sie erzählen aber zugleich ihre eigene, neue Geschichte. Einfluss auf ihre Arbeit hat auch der Jazz.
„Fliegen im Verbund mit der Nacht“ ist – nach Einzelausstellungen im Studio Museum, New York (2010), Haus der Kunst München und Serpentine Gallery, London(2015), New Museum of Contemporary Art, New York (2017) – die erste umfassende Ausstellung, die Yiadom-Boakyes Werk eingehend würdigt.
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