Manet und Astruc. Künstlerfreunde

Der Maler Édouard Manet gilt als einer der Väter des Impressionismus, der malende Kunstkritiker Zacharie Astruc ist heute hingegen weitgehend unbekannt. Ihre ungewöhnliche Freundschaft steht nun erstmals im Mittelpunkt einer Ausstellung, veranschaulicht darüber hinaus mit Werken von Zeitgenossen wie Claude Monet, Henri Fantin-Latour und Pierre-Auguste Renoir den damaligen künstlerischen Kontext in Paris.

Damit setzt die Kunsthalle Bremen die Reihe großer Ausstellungen zu französischen Malern des 19. Jahrhunderts wie Vincent van Gogh, Claude Monet, Gustave Caillebotte und Émile Bernard fort. Ausgangspunkt ist eines der bedeutendsten Meisterwerke aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen: Das „Bildnis des Zacharie Astruc“ von Édouard Manet, das mehr als ein Porträt ist. Es ist ein Freundschaftsbild und ein ästhetisches Manifest. Das Bild versammelt alle Themen, mit denen sich Manet und Astruc intensiv beschäftigt haben, insbesondere Spanien und die Inspiration durch Diego Velázquez und Francisco de Goya, aber auch die japanische Kunst.

Die Ausstellung untersucht eben jene Themen und präsentiert eindrucksvolle, weltberühmte Meisterwerke Manets zusammen mit nahezu unbekannten Aquarellen und Skulpturen von Astruc. Erstmals wird der Dialog zwischen dem einzigartigen Maler Manet und der facettenreichen Persönlichkeit Zacharie Astruc verfolgt. Bis heute kennt man Astruc vor allem als Autor. Er war der erste Kritiker, der Manets Skandalbild „Das Frühstück im Grünen“ verteidigte. In Bremen wird er erstmals als Maler und Bildhauer vorgestellt.

Zudem werden ihre freundschaftlichen Beziehungen zu Künstlern und Kritikern wie etwa Félix Bracquemond, Henri Fantin-Latour, Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir und Émile Zola sichtbar. Einen Höhepunkt der Ausstellung bildet das großformatige Gruppenporträt „Ein Atelier in Batignolles“ von Henri Fantin-Latour, das als Leihgabe aus dem Pariser Musée d’Orsay gezeigt wird. Es versammelt fortschrittliche Künstler jener Zeit um Manet, der an der Staffelei sitzt und das Porträt Astrucs malt. Das ambitionierte Gemälde Fantin-Latours unterstreicht die besondere Bedeutung des Bremer Astruc-Porträts und veranschaulicht zugleich das freundschaftliche Netzwerk der beiden

Während der letzten Jahre vor seinem frühen Tod 1883 malte Manet mit leichter Hand eine Reihe von Blumenstillleben. Mit wenigen, scheinbar flüchtigen Strichen skizziert er die Sträuße und stellt mit faszinierender Brillanz die Transparenz der Glasvasen und des Wassers dar, in dem die farbigen Blüten stehen. Astruc spezialisierte sich damals auf Blumenaquarelle, die manchen Bildern Manets verwandt sind. Vor allem aber schuf er überwältigende große Dekorationen mit riesigen Sträußen, die in Deutschland erstmals ausgestellt werden.

Ausstellung bis 27.02.2022, Kunsthalle Bremen, http://www.kunsthalle-bremen.de

Bilder:
Oben: Édouard Manet: Das spanische Ballett, 1862, The Phillps Collection, Washington, D.C.
Mitte: Zacharie Astruc: Junge Frau im Kostüm eines Torero (Junge Tänzerin) um 1880/83, Privatbesitz
Unten: li: Édouard Manet, Blumen in einer Kristallvase, ca. 1882, National Gallery of Art, Washington, D.C. / re: Zacharie Astruc, Blumen in einer Vase, um 1884–1904, Aquarell, Metropolitan Museum of Art