
Das Hetjens – Deutsches Keramikmuseum in Düsseldorf widmet seine neue Ausstellung (9. März bis 27. August 2023) den Fliesen der Iberischen Halbinsel aus dem 16. bis 20. Jahrhundert mit dem Fokus auf die Entwicklung in Portugal, ergänzt um ausgewählte Fliesen aus den islamischen Kulturkreisen sowie den Niederlanden.
Die Azulejos, kunstvoll bemalte und farbig glasierte Wandfliesen, faszinieren seit über 500 Jahren durch ihre Leuchtkraft und das eindrucksvolle Zusammenspiel mit der Architektur. Sie schmücken Innenräume, Gartenanlagen und mancherorts sogar ganze Außenfassaden.
Die ersten Auftraggeber waren bedeutende Persönlichkeiten aus Klerus und Adel, die Kirchen, Kathedralen und Paläste mit Fliesen ausstatten ließen. Der portugiesische König Manuel I. (1469–1521) war derart beeindruckt von den Fliesendekorationen, die er während seiner Aufenthalte in Spanien kennengelernt hatte, dass er für die königliche Sommerresidenz in Sintra umfangreiche Bestellungen verschiedener Azulejos in Auftrag gab. Zum Teil bis heute erhalten, sind sie Zeugen der einstigen Pracht der architektonischen Dekoration.



Der Begriff Azulejo entwickelte sich aus dem Arabischen Al zulej, was so viel wie kleiner polierter Stein bedeutet und sich ursprünglich auf die römisch-byzantinischen Mosaiken des Vorderen Orients und Nordafrikas bezog. Mit der islamischen Expansion und der Eroberung weiter Teile der Iberischen Halbinsel entstand das arabisch-maurische Herrschaftsgebiet al-Andalus (711–1492), das knapp 800 Jahre lang die Kultur und Sprache der Region prägte. Dieser Einfluss zeigte sich auch in der Baukunst, in der keramische Fliesen mit farbkräftigen geometrischen Dekoren als Wandverkleidung Verwendung fanden. Die traditionelle und aufwendige Herstellungsmethode aus einzelnen Mosaikstücken wurde vereinfacht, indem das Muster fortan auf einer einzelnen Fliese zusammengefasst wurde.
Inspiriert durch kulturelle und ästhetische Einflüsse aus Spanien, Italien und den Niederlanden entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte auch in Portugal eigene künstlerische Ausdrucksformen. So beschrieb der in preußischen Diensten stehende Diplomat und Kunstmäzen Athanasius Raczynski (1788–1874) die Azulejos in seiner Schrift über die Künste Portugals als charakteristisches Element der Architektur und wichtigen Bestandteil der portugiesischen Kultur. Viele dieser kleinen Kunstwerke sind jetzt im Hetjens zu bewundern.
http://www.duesseldorf.de/hetjens
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