
Jahrzehntelang hat Helmut Orwat den Castrop-Rauxeler Lokalteil der Ruhr-Nachrichten täglich mit Fotos beliefert. Die große Industrie und das Leben am Kanal hat der Fotograf ebenso abgelichtet wie Trinkhallen, Bonanza-Räder, Kaninchenzüchter und Pferderennen.
Einen Großteil dieser interessantesten Aufnahmen hat Orwat 2017 dem LWL-Medienzentrum für Westfalen in Münster übergeben. Jetzt präsentiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sie erstmals in einer großen Ausstellung.
Helmut Orwat wurde 1938 als Sohn eines Bergmanns in Castrop-Rauxel (Kreis Recklinghausen) geboren. Ab 1960 arbeitete er zuerst als freier Pressefotograf und ab 1984 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000 als fest angestellter Fotograf für die Ruhr Nachrichten. In dieser Zeit hat er jeden Tag bis zu 15 Fotografien bei der Castrop-Rauxeler Lokalredaktion der Ruhr Nachrichten abgeliefert.

Seine Aufnahmen zeigen typische Facetten des Lebens und Arbeitens im Ruhrgebiet in den Zeiten des Strukturwandels. Dabei bediente der Fotograf nicht nur die gängigen Ruhrgebietsklischees, sondern setzte dem üblichen Blick auf das Revier immer wieder auch andere Bilder entgegen wie moderne Architektur, Kunst im öffentlichen Raum oder belebte Fußgängerzonen.
Orwats Bilder wurden auch in Zeitschriften wie dem Westfalenspiegel sowie in Kalendern und Fotobüchern veröffentlicht. „Längst zählen Orwats Aufnahmen zum fotografischen Kulturerbe Westfalens“, sagte Prof. Dr. Markus Köster vom LWL-Medienzentrum für Westfalen am Montag (13.3.) bei der Vorstellung der Ausstellung in Waltrop. „Er hat Arbeit und Freizeit, Industriekultur und Architektur, Kinder und alte Menschen, Schönes und Hässliches in einer Region abgelichtet, die sich in diesen vier Jahrzehnten schnell und drastisch verändert hat. Viele Details, die wir auf seinen Bildern sehen, hat er damit dem Vergessen entrissen.“
Zu den weiteren Kooperationspartnern des Projektes gehören die LWL-Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen, die ebenfalls einen Bildbestand Orwats bewahrt. „Bei vielen Betrachtern werden die Fotografien von Helmut Orwat eigene Erinnerungen wecken“, so Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Kommission. Auch das LWL-Museumsamt für Westfalen ist beteiligt. „Wir werden die Ausstellung ab 2024 auf die Reise durch Westfalen schicken. Denn wir möchten diesen fotografischen Schatz einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagte Verena Burhenne vom LWL-Museumsamt für Westfalen.


Anknüpfungspunkte dafür bieten die Menschen „von nebenan“, die Orwat in alltäglichen Situationen, aber auch bei Demonstrationen, Streiks und Wahlkämpfen zeigt. Regelmäßig erhielt der Fotograf zudem Gelegenheit, Stars und Prominente zu porträtieren, darunter Götz George, Heinrich Böll und Helmut Kohl. „Helmut Orwat war in Castrop-Rauxel und Umgebung eine echte Institution und fehlte als Chronist bei keinem wichtigen Ereignis. Und er steht auch für einen aussterbenden Beruf. Bildjournalisten wie Helmut Orwat, die tagtäglich mit der Kamera unterwegs sind, finden wir in der lokalen Presselandschaft kaum noch“, so Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker.
16.3.2023 – 04.02.2024 LWL-Museum Schiffshebewerk Henrichenburg
http://www.schiffshebewerk-henrichenburg.lwl.org
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