Robert Lebeck. Hierzulande

Die Kunsthalle Lüneburg zeigt Fotografien des großen Reportagefotografen – berührend, skurril und zutiefst menschlich: „Ich bin viel gereist in meinem Fotografenleben, doch um ein spannendes Foto zu machen, musste ich eigentlich nur vor die Haustür treten.“

Robert Lebeck (1929-2014) kam den Menschen, die er fotografierte, auf seinen Bildern nahe: Er fotografierte, wenn geküsst, getrunken und getanzt, aber auch wenn geweint, gebettelt oder gelitten wurde. Seine Fotos strahlen Mitgefühl aus, Nächstenliebe und vor allem Neugier. Besonders seine Fotoreportagen sind legendär und machen ihn zum unverzichtbaren Chronisten unserer Zeit: Deutschland von 1955, als er im Durchgangslager Friedland die Kriegsheimkehrer fotografierte, bis 1983.

Egal ob Prominente wie Elvis Presley, Romy Schneider, Willy Brandt, Maria Callas oder Joseph Beuys oder ob durchschnittliche Bundesbürgerinnen und -bürger auf der Reeperbahn oder beim Nacktbaden auf Sylt: Lebeck schien jeder Situation eine menschlich-komische Seite abgewinnen zu können.

Einige Bilder sind beinahe Teil des kulturellen Gedächtnisses, andere dagegen wurden selten oder noch nie veröffentlicht, wie die Serie über die Karl-Marx-Straße in Berlin-Neukölln von 1961: Seit dem Frühjahr war Berlin geteilt, aber es gab noch keine Mauer. Dafür aber zwei Bürgermeister, zwei Stadtverwaltungen und zwei Währungen. Robert Lebeck gelang damit ein bislang unbeachtetes Kleinod mit dokumentarischem Anspruch und humanistischem Anklang.

Neben seinen Schwarz-Weiß-Fotografien zeigt die Ausstellung auch bunte, beinahe surreal wirkende Schnappschüsse der Stadtlandschaften Berlins aus den frühen 2000ern, die Lebeck vom Oberdeck der Stadtbusse mit dem damals noch recht neuen Medium Digitalkamera aufnahm.

Robert Lebeck wurde 1929 in Berlin geboren. Nach seinem Studium der Völkerkunde entschloss er sich, die Laufbahn eines Fotografen einzuschlagen. Über 30 Jahre lang reiste er als Fotoreporter für den Stern um die Welt, unterbrochen von einem Intermezzo als Chefredakteur von Geo. 1991 erhielt er den Dr. Erich Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie und 2007 als erster Fotoreporter den Henri-Nannen-Preis für sein Lebenswerk. Lebeck hat sich neben seiner Tätigkeit als Fotograf auch als Sammler alter Fotografien einen Namen gemacht.

Ausstellung bis 25.06.2023, Kunsthalle Lüneburg, http://www.kunsthalle-lueneburg.de

Bilder:
Oben: Pudel, Sylt, 1962
Mitte. V.li.n.re.: Hitchcock, Hamburg, 1960 / FKK, Kampen, 1962 / Elvis Presley, Friedberg, Taunus, 1958
Unten: Willy Brandt, Süddeutschland, 1973
(Alle Bilder: Archiv Robert Lebeck)