
Durch das Medium der Fotografie stehen die Modewelt und die Bildende Kunst seit jeher im Dialog. Cindy Sherman nutzt diese wechselseitige Beziehung, um die auf Klischees und gesellschaftlichen Normen beruhende Ästhetik der Modefotografie zu karikieren und zu hinterfragen. Ihre Fotografien in der Ausstellung der Staatsgalerie Stuttgart zeigen Menschen, die alles andere als begehrenswert sind und den Konventionen von Schönheit widersprechen.
Gilt für ihre international viel beachtete Serie »Untitled Film Stills« (1977–1980) noch die Filmkunst als Hauptquelle der Inspiration, setzt sich Sherman in den 1980er-Jahren zunehmend mit der Ästhetik und Anziehungskraft der Modefotografie auseinander. Neben ihren kritischen Arbeiten steht Sherman auch immer wieder selbst für Modeunternehmen wie Chanel vor bzw. hinter der Kamera und fertigt Aufnahmen an, die von Designerinnen und Designern wie Rei Kawakubo oder Marc Jacobs im Rahmen des Marketings ihrer Unternehmen Verwendung finden.
Sherman nutzt auch ihre Aufträge von Modemagazinen wie Vogue und Harper’s Bazaar, um den schmalen Grat zwischen Kleidung und Verkleidung zu reflektieren (Serie »Clowns«, 2003-2005) oder, wie in der Serie »Balenciaga« (2007/2008), den tragikomischen Bemühungen einer nach ewiger Jugend strebenden Gesellschaft Ausdruck zu verleihen. Das Ergebnis ist ein vielschichtiges Werk, das Mode(n) vorführt, indem es sie zur Schau stellt, ja auf die Spitze treibt.
Mit ihrer lebenslangen Faszination für eine Fashionindustrie zwischen visuellem Versprechen und menschlicher Selbsttäuschung beeinflusst Sherman bis heute die Ästhetik der Modewelt und setzt dabei ganz wesentliche Impulse, auch für eine ganze Generation von Fotografinnen und Fotografen.
Ausstellung bis 10.09.2023, Staatsgalerie Stuttgart
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