Sensationeller Kellerfund für die Ausstellung „Bauhaus-Lehre in Hamburg“

Zum 100jährigen Jubiläum des Bauhauses in Hamburg präsentiert die Kunststätte Bossard die Ausstellung „Bauhaus-Lehre in Hamburg“. In der Ausstellung werden entdeckten Kellerfunde von 2018 gezeigt, nämlich original Schülerarbeiten aus den Vorklassen von 1930 – 1933 von Fritz Schleifer, die Schleifer selbst in seinem Keller vor der Zerstörung und Konfiszierung durch die Nationalsozialisten versteckt hatte. Die Schülerarbeiten dokumentieren die Einflüsse der Bauhaus-Lehre auf die damalige Landeskunstschule in Hamburg.

Ihre Wiederentdeckung im Rahmen der Forschungen zum Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“ bezeichnet Hans Bunge, der Kurator der Ausstellung, „als eine Sensation“.

Der neue Direktor der Landeskunstschule in Hamburg, Max Sauerlandt, berief 1930 die Künstler Alfred Ehrhardt und Fritz Schleifer an die Landeskunstschule in Hamburg. Sie sollten ihre am Bauhaus im Vorkurs bei Josef Albers gewonnenen Erfahrungen nun erstmalig in Hamburg in den neu errichteten Vorklassen anwenden. Im Kollegium der Landeskunstschule – auch von Johann Bossard – wurden die Vorkurse kritisch gesehen. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurden Sauerlandt, Ehrhardt und Schleifer noch im April 1933 entlassen. Die Arbeiten ihrer Schüler wurden, sofern sie damals noch vorhanden waren, 1937 als „Zeugnisse des Verfalls“ an die Reichskammer der bildenden Künste nach Berlin verbracht. Alfred Ehrhardt sowie Fritz Schleifer hatten allerdings vorher beide jeweils eine Mappe mit Schülerarbeiten vor der Vernichtung gerettet.

Die Ausstellung zeigt Beispiele und zeitgenössische Fotografien von Schülerarbeiten von Alfred Ehrhardt und Fritz Schleifer, die wichtige Einblicke in die Vorklassenpädagogik der Landeskunstschule in Hamburg gewähren. Zugleich thematisiert sie die angestrebte Etablierung der Vorschulklassen mit dem kunstpädagogischen Aufsatz „Materialkunde“ von Alfred Ehrhardt von 1932 aus der Zeitschrift „Die Form“ sowie deren Ablehnung im traditioneller geprägten Kollegium der Landeskunstschule. Johann Bossard sah sich 1933 sogar zu einer „Entgegnungen“ veranlasste, die erstmals im Rahmen dieser Ausstellung zusammen mit einigen wichtigen akademisch geprägten Werken von Bossard präsentiert wird. 

Der Kurator dieser Ausstellung ist Hans Bunge, der zusammen mit Prof. Dr. Rüdiger Joppien die erst kürzlich 2019 erschienene Publikation „Bauhaus in Hamburg“ für die Schriftenreihe des Hamburgischen Architekturarchivs veröffentlicht hat.

Eröffnung: Sonntag, 17.11.2019, 11 Uhr
Ausstellungsdauer: 18.11.2019 – 23.02.2020

Kunststätte Bossard, Jesteburg, bossard.de

Bilder:
Oben: Papierarbeit Durchdringung von Kreisscheiben, Vorklasse Alfred Ehrhardt (Alfred Ehrhardt Stiftung Berlin – Modern Print)
Unten: Vorklasse Fritz Schleifer: Raumstudie – Material, gedrehter Draht, 1930 bis 1932 (Foto: Fritz Schleifer – Hamburgisches Architekturarchiv Jan Schleifer)