
David Hockney (*1937, UK) ist einer der einflussreichsten Künstler der Gegenwart. Berühmt geworden in den 1960er-Jahren in Los Angeles mit unbeschwerten Poolbildern und im darauffolgenden Jahrzehnt mit lebensgroßen Doppelporträts.
Die Retrospektive war die erste umfassende Ausstellung des Künstlers in der Schweiz und vereinte über 120 Arbeiten: Malereien, Zeichnungen, Druckgrafiken und digitale Arbeiten von 1954 bis heute. Von seinen Anfängen als Kunststudent in London bis hin zu seinen neuesten i-Pad-Zeichnungen zeigt sie Hockneys Freude am künstlerischen Experiment und seine lebenslange Faszination für die Perspektive.

Im Herzen der Ausstellung standen zwei riesige Landschaftsgemälde. Auf 50 einzelnen Leinwänden zeigte es eine Ansicht von Hockneys Heimat Yorkshire kurz vor Frühlingsbeginn. Der Künstler fuhr in dieser Jahreszeit zwischen Atelier und Waldstück hin und her und bearbeitet jeweils sechs bis zehn Leinwände gleichzeitig. Um den Überblick zu behalten, fügt Hockney die Bilder am Computer zusammen.

Zu sehen waren auch Hockneys ikonische Poolbilder, seine Porträts von Freund/innen und Familie, darunter das berühmte Elternporträt sowie zwei frühe Serien mit Radierungen.
David Hockneys Fokus steht selten still: Er probiert neue Stile aus und fordert unsere Sehgewohnheiten heraus. In Anlehnung an Picassos Kubismus verwandelt sich der Laubengang des Hotels Acatlán in Mexico in eine verschachtelte Ansicht, in der gleichzeitig verschiedene Fluchtpunkte anvisiert werden. Hockney macht ein Statement gegen die Zentralperspektive: Er stellt einen Stuhl in ‚falscher‘ Perspektive dar, also mit dem Fluchtpunkt vor dem Objekt. Dahinter ist ein ‚korrekt‘ dargestellter Stuhl mit einem roten Kreuz durchgestrichen.

Auch mit der Atelieransicht trickst Hockney das perspektivische Sehen aus. Das Werk ist nicht einfach eine Fotografie, sondern, wie er sagt, eine ‚fotografische Zeichnung‘: Das Bild setzt sich aus 3000 digitalen Fotografien zusammen. Durch die minimale Verschiebung des Fokus entsteht ein zeichnerischer Effekt, der die Umrisse weich erscheinen lässt. Passend dazu sagt der Künstler: „Die meisten Menschen glauben, dass die Welt aussieht wie das Foto von ihr. Ich habe immer unterstellt, dass das Foto fast recht hat.“
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