Rebellische Mode: „I.M POSSIBLE – Alles ist erlaubt!“

Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) präsentierte rund 20 Exponate von international bekannten Designer/innen wie Vivienne Westwood, Martin Margiela und Iris van Herpen, deren rebellischen Entwürfe die Mode dekonstruieren und vielfältige Möglichkeiten der Selbstdarstellung durch Kleidung eröffnen.

Seit Mitte der 1970er Jahre entwickeln europäische und japanische Designer*innen Mode, die mit klassischen Vorstellungen von schöner Gestaltung bricht und Gesetze der Modeindustrie unterläuft.

Es begann mit Punk…
In der Mode beschreibt die Bezeichnung „Dekonstruktivismus“ keinen klar umrissenen Stil, sondern eine rebellische Entwurfshaltung, die mit Punk beginnt. Die britische Modedesignerin Vivienne Westwood setzt mit ihrem Outfit für die legendäre Punkband „Sex Pistols“ 1976 erste Zeichen einer dekonstruierten Mode: Mit aufgenähten Reißverschlüssen, Sicherheitsnadeln, zerrissener Second-Hand-Ware und als spießbürgerlich verachteten Stoffe – wie beispielsweise dem Schottenkaro – prägt sie das Erscheinungsbild einer Generation, die sich als radikal antikonform versteht.

Wenige Jahre später schockieren die japanischen Designer*innen Rei Kawakubo  und Yohji Yamamoto die Pariser Modewelt mit schwarzen Kollektionen aus gewickelten Stoffen und Militärzitaten, mit denen sie sich dem androgynen Schlankheitsideal widersetzen. Kawakubo, Gründerin des Modelabels „Comme des Garçons“, nennt ihre Pariser Show 1982 programmatisch „Destroy“.

In der aufstrebenden Modeszene Antwerpens Mitte der 1980er Jahre sind es Martin Margiela, Walter Van Beirendonck und Ann Demeulemeester, die aus diesen Vorbildern neue Impulse gewinnen. Während Margielas frühe Collagen aus wild zusammengenähten Stoffresten dem Punk verpflichtet sind und Van Beirendoncks pop-folkloristische Buntheit ein Spiel mit dem schlechten Geschmack ist, entwickelt Demeulemeester die japanische Tradition schwarzer Hüllen fort, die nichts mehr über die Körperform verraten.

Next Generation
Mit Fantasiekostümen der niederländischen Designerin Iris van Herpen, Marina Hoermanseder und Flora Mirandas Neuvermessung des Körpers durch Kleidung tritt eine neue Generation auf, die Dekonstruktion wieder mit Eleganz verbindet. Die Ausstellung wird während der Laufzeit regelmäßig durch wechselnde Arbeiten junger Modedesigner*innen bereichert.

MKG Hamburg, www.mkg-hamburg.de

Bilder:
Oben: Walter van Beirendonck, Antwerpen, Herbst/Winter 2016/17, Anzug,
Mitte: Martin Margiela, Maison Martin Margiela, Paris, Herbst/Winter 2005/06, Abendkleid,
Unten:li: Flora Miranda Seierl, Antwerpen, Crincle Dress #1, Frühjahr/Sommer 2020 /

re: Rei Kawakubo, Comme des Garçons, Tokio, Frühjahr/Sommer 2015, links: Hosenkombination und Bluse, rechts: Mantel,
(Alle Bilder: Eigentum der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, Fotos: Henning Rogge)