Geburtstagsgäste: Monet bis van Gogh

Höhepunkt des 200-jährigen Jubiläums des Kunstvereins in Bremen war eine Sonderausstellung mit Blick auf die glanzvolle Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als zentrale Werke der französischen Moderne trotz Widerständen angekauft wurden.

Die Kunsthalle Bremen, deren Träger bis heute der Kunstverein in Bremen ist, verdankt ihre berühmtesten Werke französischer Kunst der progressiven Ankaufspolitik von Gustav Pauli, ihrem ersten wissenschaftlichen Direktor (1899–1914). Die Ausstellung macht deutlich, gegen welche lokalen und nationalen Widerstände Pauli zu kämpfen hatte, welche Bremer Kaufleute ihn unterstützten und welche Hauptwerke das Museum seinem Mut und seiner Weitsicht zu verdanken hat.

Es werden herausragende Leihgaben aus den führenden deutschen Museen sowie aus New York, Washington, D. C., Amsterdam, Budapest und Winterthur gezeigt, um ein Panorama der französischen Moderne in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg zu vermitteln. Damit feiert die Jubiläumsausstellung die herausragende Bedeutung Bremens und anderer deutscher Museen bei der Durchsetzung der französischen Kunst. Während seines Bremer Direktorats machte sich Pauli einen Namen als führender moderner Museumsleiter – woraufhin er 1914 zum Direktor der Hamburger Kunsthalle berufen wurde

Wichtige Voraussetzung für Paulis Ankäufe war die wirtschaftliche Blüte Bremens im späten 19. Jahrhundert. Mit dem großen Erweiterungsbau und dem Antritt des ersten Direktors entstand im Kunstverein eine neue Dynamik. Seit 1899 konzipierte Gustav Pauli seine progressive Ankaufspolitik. Er erwarb ab 1905 Meisterwerke von Courbet, Rodin, Manet und den Impressionisten. Damit traf er in der Bremer Künstlerszene, angeführt von Arthur Fitger, auf wenig Gegenliebe.

Die Worpsweder Maler Carl Vinnen, Otto Modersohn und ihre Freunde begrüßten hingegen die Neuerwerbungen Paulis. Als Pauli 1911 das „Mohnfeld“ von Vincent van Gogh ankaufte, wandte sich jedoch auch Carl Vinnen gegen ihn und löste mit dem von ihm initiierten „Protest deutscher Künstler“ eine nationale Debatte aus. Dieser sogenannte „Künstlerstreit“ hatte gesellschaftliche Brisanz, denn hier standen sich der konservativ-nationalistische Geschmack, den auch Kaiser Wilhelm II. vertrat, und die moderne französische Ästhetik gegenüber

Die rund 70 ausgestellten Werke umfassen Werke von Paul Cézanne, Gustave Courbet, Edgar Degas, Arthur Fitger, Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Edouard Manet, Otto Modersohn, Claude Monet, Camille Pissarro, Pierre-Auguste Renoir, Auguste Rodin, Rudolf Alexander Schröder, Alfred Sisley, Henri de Toulouse-Lautrec und Carl Vinnen. Mit Leihgaben unter anderem aus dem Van Gogh Museum in Amsterdam, dem Museum Folkwang in Essen, dem Frankfurter Städel Museum, der Hamburger Kunsthalle, der Nationalgalerie Berlin, der Neuen Pinakothek in München, dem Museum of Modern Art in New York, dem Philadelphia Museum of Art, der Staatsgalerie Stuttgart, der National Gallery of Art in Washington, D. C. und der Sammlung Oskar Reinhart „Am Römerholz“.

Kunsthalle Bremen
http://www.kunsthalle-bremen.de

Bilder:
Oben: Pierre-Auguste Renoir, Kalla und Treibhauspflanzen, 1864,

Sammlung Oskar Reinhart „Am Römerholz“, Winterthur
Mitte: Claude Monet, Felder im Frühling, 1887 Staatsgalerie Stuttgart, Foto: Artothek
Unten: Vincent van Gogh, Mohnfeld, 1889, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen