Sigmar Polke, Höhere Wesen befehlen

Die Ausstellung zeigte frühe Zeichnungen, Editionen und Fotografien aus der Sammlung Prigge und der Grafischen Sammlung des Museum Morsbroich in Leverkusen. Mit viel Witz demontiert Sigmar Polke im Nachkriegsdeutschland traditionelle Künstlermythen.

Als wäre er von göttlichen Mächten ferngesteuert, betitelt er eine legendäre Edition „Höhere Wesen befehlen“ (1968) und lässt sich als Palme fotografieren. In der Filmkammer läuft Der ganze Körper fühlt sich leicht und möchte fliegen von Christof Kohlhöfer & Sigmar Polke. 1969 schwingt Polke in dem Film, den er zusammen mit Christof Kohlhöfer für das Museum Morsbroich produzierte, ein esoterisch wirkendes Pendel und inszeniert sich als vitruvianischen Renaissance-Menschen à la Leonardo.

Auf der Suche nach einem neuen (Künstler) Selbstverständnis wird Polke dann zum Reisenden. Auf dem „Hippie-Trail“ fotografiert er Mitte der 1970er-Jahre (als Rauschmittel noch mit Foucault zu den „Technologien des Selbst“ zählte) in pakistanischen Opiumhöhlen. Bei der experimentellen Überarbeitung seiner Aufnahmen in der Dunkelkammer lotet er die Grenzen des Mediums aus.

Die alchemistischen Metamorphosen des Deutschen Pavillons auf der Biennale, für den Polke 1986 Werke schuf, die sich im Wandel von Licht, Temperatur und Feuchtigkeit veränderten, führen seine manipulierten Fotografien fort: Der vom Künstler gesteuerte Zufall (kein Gott) ist es, der nun diesen geschichtsträchtigen Ausstellungsraum überformt und mit gespenstischen Erscheinungen belebt.

Museum Morsbroich, Leverkusen
http://www.museum-morsbroich.de

Bilder:
Oben: Sigmar Polke mit Christof Kohlhöfer, Höhere Wesen befehlen…, Edition René Block, 1968
Unten: v.li.n.re.: Sigmar Polke, ohne Titel (Athanor), 1986 / Sigmar Polke, ohne Titel (Quetta, Pakistan), 1974
(alle: Sammlung Prigge, The Estate of Sigmar Polke, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn 2023)