
Das Kunstmuseum Den Haag zeigte Max Beckmann: Scharfe Winkel, verfremdende Perspektiven, beklemmende Rahmen. Der Maler Max Beckmann (1884-1950) nutzt alle möglichen Techniken, um den Raum in seinen Bildern zu manipulieren. Die gemalte Bildfläche ist seine Domäne; durch das Malen ergreift Beckmann die Wirklichkeit, die für ihn aus physischen, aber auch geistigen Dimensionen besteht. Mit seiner einzigartigen Raumdarstellung gehört er zu den eigenwilligsten und einzigartigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts.
Max Beckmanns Bilder haben eine besondere Bildsprache, die er aus zahlreichen Quellen (Literatur, Religion, Mythologie) und eigenen Beobachtungen entwickelt. Seine Bilder sind aufgeladen, intellektuell, spirituell. Der in Deutschland geborene Beckmann ist aber auch ein modischer „Weltmann“, der die Einflüsse der Moderne in sein Werk einfließen lässt. Er taucht ein in die zeitgenössischen Formen der Unterhaltung: die magische Welt des Theaters, des Zirkus und des Kinos sind wichtige Impulse. Die technische Entwicklung des Films bietet im wahrsten Sinne des Wortes neue Perspektiven, die er aufmerksam verfolgt und die in Beckmanns eigener Sichtweise auf die Welt erkennbar sind.
Besonders einzigartig ist die Art und Weise, wie er den Raum abbildet. Von den frühen monumentalen, traditionellen Kompositionen über scharfe Rahmen, kantige und verfremdende Perspektiven, Anhäufungen, Ausschnitte und markante Formate. Bisweilen fiebrige Darstellungen mit unzähligen Objekten und Figuren in oft definierten, bedrückenden Räumen. Perspektiven, die nicht ohne Bezug zum Leben des Künstlers sind und das turbulente Europa während und zwischen den beiden Weltkriegen widerspiegeln. Sind Beckmanns Bilder manchmal eine Reaktion auf die kippende Gesellschaft? Sind sie eine Verarbeitung seiner eigenen Erfahrungen während des Krieges oder später, als er aus Deutschland floh?

Nach prägenden Phasen in Weimar, Berlin und Florenz und nach den traumatischen Erfahrungen des Ersten Weltkriegs wächst Max Beckmanns Ansehen rasch. In der Zwischenkriegszeit ist er in Frankfurt ansässig. Es erscheinen Publikationen und Ausstellungen zu seinem Werk, er unterrichtet an der renommierten Städelschule und reist regelmäßig nach Paris oder Berlin.
Doch als die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernehmen, beginnt Max Beckmanns Erfolg zu bröckeln. Für seine fortschrittliche, moderne Malerei ist in dem von ihnen angestrebten Deutschland kein Platz. Beckmann verliert seine Anstellung an der Städelschule, „seine“ Ehrenhalle in Berlin wird geräumt, Ausstellungen seiner Werke finden nicht mehr statt. Mit der schmerzlichen Ausnahme der Ausstellung „Entartete Kunst“ – ein großer Überblick über das, was Kunst nach Meinung der Nationalsozialisten vor allem nicht sein sollte. Zusammen mit seiner Frau Quappi flieht er aus Deutschland und kehrt nicht mehr zurück.
Sie reisen in die Niederlande, wo er ziemlich bekannt ist und mehrere Seestücke gemalt hat: Scheveningen, Zandvoort, Orte, an die er sich gerne erinnert. Von dort aus will er weiter nach Paris oder besser noch nach New York gehen. Dort sieht er eine Zukunft für sich und seine Frau. Doch sie werden von der Realität überholt: Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ist eine Weiterreise nicht mehr möglich. Aus der Not heraus lässt sich der Künstler in Amsterdam nieder, wo er ein Haus mit Atelier am Rokin beziehen kann.
Diese erzwungene „Isolation“ führt zu der produktivsten Phase in Beckmanns Leben. Hier, in den Niederlanden, perfektioniert er in dieser Zeit seine inzwischen so erkennbare Formensprache. Verfremdende Kompositionen, in denen die Bildfläche völlig ausgefüllt ist; anspruchsvolle Kompositionen, imposante Formate, Figuren und Gegenstände. Der Maler legt seine Bilder in leuchtenden Farben an, die in starkem Kontrast zu den typischen, schweren Konturen stehen.

Nach dem Krieg gelingt es Beckmann, in die Vereinigten Staaten zu emigrieren. Er erhält eine Berufung an die Washington University in Saint Louis, später auch in New York. Hier erhält er die Anerkennung, die ihm unter anderen Umständen vielleicht schon früher zuteilgeworden wäre: als einer der führenden Vertreter der modernen, westeuropäischen Malerei. Er stirbt 1950 in New York.
Kunstmuseum Den Haag
http://www.kunstmuseum.nl
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