
Nachdem Kunstwerke der brasilianischen Moderne auf der Biennale in Venedig einen großen Auftritt in Europa hatten, gab diese Ausstellung erstmals im Zentrum Paul Klee einen umfangreichen Einblick in die moderne Kunst Brasiliens.
Zu entdecken war das Schaffen von zehn brasilianischen Künstler/-innen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die in Ausstellungen und Sammlungen in Europa bislang kaum zu sehen waren. Darüber hinaus vermittelt die Ausstellung mit Fotografien, Filmen und Hörstationen einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Errungenschaften Brasiliens in Literatur, Musik, Design und Architektur.
Die in der Ausstellung vertretenen Kunstschaffenden lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Anita Malfatti, Vicente do Rego Monteiro, Tarsila do Amaral, Lasar Segall und Candido Portinari gehören seit langem zum Kanon der brasilianischen Moderne. Sie pflegten Kontakte zur europäischen Avantgarde und entdeckten zum Teil durch die Augen europäischer Intellektueller Facetten der brasilianischen Kultur. Ihre Bildsprache war zu Beginn geprägt von europäischen Kunstströmungen wie dem Expressionismus, dem Futurismus oder dem Kubismus. Obwohl sie sich früh mit indigenen Kulturen auseinandersetzten, geschah dies vorwiegend durch Bücher und Museumsbesuche, ohne dass sie dabei die Lebensrealität der Menschen kannten.



Mit Flávio de Carvalho, Alfredo Volpi, Djanira da Motta e Silva, Rubem Valentim und Geraldo de Barros stehen daneben fünf Kunstschaffende, die lange nicht zum brasilianischen Kanon gehörten. Alfredo Volpi und Djanira da Motta e Silva dienten volkstümliche Bräuche wie Dorffeste oder Rituale als Motive, und Rubem Valentim integrierte Symbole wie Pfeil, Dreieck, Kreis und Beil, die in afro-brasilianischen religiösen Ritualen des Candomblé verankert sind, in seine Kompositionen. Sowohl da Motta e Silva als auch Valentim waren Teil dieser Kulturen. Da sie keine klassische Kunstausbildung genossen hatten, wurde ihre Kunst lange als «primitiv» oder volkstümlich erachtet. De Barros und de Carvalho bewegten sich zwischen bildender Kunst, Architektur und Design, weshalb sie lange schwer in den Kanon einzuordnen waren. De Carvalho löste zudem mit seinen performativen Aktionen und seinen im expressionistischen Stil gemalten Frauenporträts heftige Reaktionen aus.

Brasilien ist das bei weitem größte Land Südamerikas und eines der bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Es ist landschaftlich enorm vielseitig und reicht vom Amazonas-Regenwald bis zu den berühmten Stränden der Copacabana. Die Artenvielfalt ist nirgendwo so dicht wie hier im tropischen Regenwald, die ökologische Bedeutung des Landes für das Weltklima immens. Ebenso beeindruckend ist der kulturelle Reichtum Brasiliens.
In der brasilianischen Kunst und Kultur mischen sich indigene, von den portugiesischen Kolonisator/-innen und den bis Ende des 19. Jahrhunderts als Sklaven nach Brasilien verschleppten Menschen aus Westafrika mitgebrachte Kulturen. Heute wird die Kultur zudem von Einwander/-innen aus der ganzen Welt bereichert. Die Millionenstädte Rio de Janeiro, São Paulo und Brasília sind Metropolen, in denen alle Gegensätze des Landes zusammenkommen. Nur hier konnten Musikgenres wie Samba und Bossa Nova und der Karneval entstehen
Zentrum Paul Klee, Bern
http://www.zpk.org
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