
Die Ausstellung „Zinn. Von der Mine ins Museum“ im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G), an der Studierende der Humboldt-Universität zu Berlin mitwirken, beschäftigt sich mit der Herkunft des Werkstoffs Zinn und verdeutlicht diese anhand von rund 30 ausgewählten Beispielen. Zu sehen bis zum 10. August 2025.

Zinn – das silberweiß glänzende und leicht gießbare Metall – scheint im zeitgenössischen Designdiskurs nahezu vergessen zu sein. Im Gegensatz dazu genoss das Material vor über 100 Jahren große Popularität, vor allem im Jugendstil mit seinen herausragenden Objekten wie kunstvoll verzierte Becher, Teller oder Leuchter.
Das Material Zinn hat allerdings eine deutlich längere Entstehungsgeschichte: Innerhalb des Ausstellungsprojekts im MKG entstehen unter anderem Materialbiografien, die Entwürfe renommierter Gestalter der Jahrhundertwende untersuchen, darunter Peter Behrens, Jules Desbois und Joseph Maria Olbrich sowie Objekte aus der Kayserzinn Manufaktur und der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF).

Das Material Zinn
Zinnlagerstätten entstehen meist an den Grenzen tektonischer Platten, wo das Metall in magmatischem Gestein wie Granit eingeschlossen ist. Wind und Wasser haben diese über mehrere Millionen Jahre hinweg erodiert und freigelegt. Der Mensch baut das Erz erst seit etwa 6.000 Jahren ab und macht es für sich nutzbar.

Im 19. Jahrhundert erlebte der Zinnabbau in europäischen Regionen wie dem Erzgebirge in Deutschland und Cornwall in England einen Aufschwung, nachdem die Verarbeitung von Zinn bereits seit Jahrhunderten Anwendung findet. Die Zinnobjekte aus der Sammlung Kunstgewerbe und Design des MK&G spiegeln diese Entwicklung wider: Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert experimentierten Gestaltende und Hersteller verstärkt mit Zinnguss als Ausdrucksform des aufstrebenden Jugendstils.
Ausgehend von den Sammlungsobjekten des MK&G verfolgt die Ausstellung die verzweigten Wege des Materials – von der Mine bis ins Museum – und gibt Einblicke in die ökologischen Realitäten, die mit dem Abbau und der Verarbeitung von Zinn einhergehen. Zusätzlich erweitert eine Materialbiografie, die aus der fiktiven Perspektive der Objekte geschrieben wird, die Entstehungsgeschichte der Museumsobjekte und beleuchtet die meist verborgene Herkunft von Zinn.
Bilder:
Oben: J. P. Kayser Sohn, Messerbänkchen, zwei Dackel, 1902–1908 (Foto: MK&G/Roman Mishchuk)
Mitte re: Peter Behrens (1868–1940), Hersteller: Eduard Hueck, Richard Hueck, Drei Teile eines Service, 1899–1909, MK&G (Foto: MK&G/Joachim Hiltmann)
Mitte li: Glasfabrik Joh. Loetz, Osiris-Metallwaren, Phänomenal, um 1900 (Foto: MK&G/Joachim Hiltmann)
Unten: Glasfabrik Joh. Loetz, Vase mit Zinnfassung, 1898–1907 (Foto: MK&G/Joachim Hiltmann)
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