
Seit 2017 im Besitz des Museums Abteiberg, Mönchengladbach, soll SAMMLUNG/ARCHIV ANDERSCH langfristig in Form eines Schaumagazins zu einer Anlaufstelle für Forschung zu Fluxus und Kunst der 1960er und 1970er Jahre werden.
Dorothee und Erik Andersch (beide 1940-2021) waren ein wichtiger Bestandteil des rheinischen Fluxus-Netzwerks der 1960er und 1970er Jahre. Im Studentenwohnheim Regenbogen in Düsseldorf boten sie einigen Künstler:innen, wie u.a. Takako Saito, eine Unterkunft und enge Freundschaften entwickelten sich. Auf dieser persönlichen Basis entstand ab 1968 eine Sammlung, die den Fluxus-Begriff weit fasst.
Gerade die vielfältigen Schachspiele von Takako Saito zeigen einmal mehr, welch großen Stellenwert das Spielerische bei Fluxus einnimmt: Play Chess with the Sun! von 1993 besteht aus einer Sonnenbrille in einem Etui. Während auf das rechte Brillenglas ein Schachbrett aufgemalt ist, trägt das linke Glas die schlichte Aufforderung „HELLO! LET’S PLAY CHESS.“ Spielfiguren gibt es jedoch nicht. Die studierte Erzieherin Takako Saito beschäftigte sich seit den 1950er Jahren mit der Idee, dass in jedem Menschen ein schöpferisches Potenzial steckt. Ihre Schachspiele regen diese schöpferischen Kräfte beim Publikum an, indem die Spielregeln selbst entwickelt werden müssen.


Doch auch andere Fluxus-Künstler/innen wie Ben Vautier entwickelten Arbeiten, die zum Spielen einladen, was den partizipativen Netzwerk-Charakter von Fluxus widerspiegelt. In diesem Sinne können die Besucher/innen während der Ausstellungslaufzeit verschiedene Gesellschaftsspiele im Museumscafé nutzen und ausprobieren.
Zudem organisieren die MG_Artfriends anlässlich der Eröffnung und während der Laufzeit Spieleabende, zu denen alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Ausstellungsgespräche mit der Kuratorin Melanie Seidler und der Projektleiterin Dr. Felicia Rappe geben am Eröffnungsabend anstelle der sonst üblichen offiziellen Reden Einblicke in das erweiterte Fluxus-Netzwerk von Dorothee und Erik Andersch. Daneben findet die Präsentation der neuen Jahresgaben des Museumsvereins statt.


Nicht nur im Café, sondern auch im Ausstellungsraum haben die Besucher/innen die Möglichkeit zu spielen: Ab 1964 produzierte Ay-O seine Finger Boxes. Hierbei handelt es sich um Schachteln mit einem oder mehreren Löchern, durch die man einen Finger stecken kann. Der Inhalt der Finger Box bleibt verborgen und muss mit dem Finger ertastet werden.
Ay-O möchte sein Publikum mit diesen Schachteln ermutigen, das Alltägliche als tiefgründig zu betrachten und es durch das Spiel von komplexen Gedankengängen zu befreien. Da die originalen Finger Boxes aus konservatorischen Gründen nicht von den Besucher/innen berührt werden dürfen, hat das Museum für die Ausstellung einen Kasten mit Löchern gebaut, der benutzt werden kann.

Humor spielt ebenfalls eine große Rolle bei Fluxus, wie die Schachtel die quadratur des kreises von Tomas Schmit zeigt. 24 Blätter mit Zeichnungen liefern verschiedene Ansätze, um das im Titel benannte mathematische Problem künstlerisch zu lösen: Mit beispielsweise Bügeleisen, Luftpumpe oder Sprengstoff sollen die geometrischen Formen Quadrat und Kreis in die jeweils andere transformiert werden. Dabei zeigt sich zugleich der konzeptionelle Ansatz von Fluxus: Nicht das handwerklich virtuose Kunstwerk steht im Fokus, sondern die Idee. Das eigentliche Kunstwerk entsteht in den Gedanken der Betrachter/innen.
Die Ausstellung präsentiert neben Werken von Takako Saito und Ay-O unter anderem auch Tomas Schmit, Mieko Shiomi, Daniel Spoerri, Ben Vautier, Wolf Vostell, Robert Watts und Emmett Williams.
Bis 22.11.2026
Museum Abteiberg, Mönchengladbach,
http://www.museum-abteiberg.de
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