
Mit dieser Ausstellung ehrt das Caricatura Museum Frankfurt den legendären Cartoonisten Martin Perscheid anlässlich seines 60. Geburtstags. Der 2021 verstorbene Zeichner gilt als einer der prägenden Vorbilder und Wegbereiter der Komischen Kunst. Die Schau in der Caricatura gewährt tiefe Einblicke in sein umfangreiches Werk und verdeutlicht, warum Perscheid bis heute Kultstatus genießt.

Martin Perscheid wurde am 16. Februar 1966 in Wesseling bei Köln geboren. Bereits als Fünfjähriger äußerte er den Wunsch, mit eigenen Bildern Geld zu verdienen, und als Schüler karikierte er Lehrende sowie Mitschüler und Mitschülerinnen. Er absolvierte das Fachabitur und anschließend eine Lehre als Druckvorlagenhersteller. Nach seinem Zivildienst und seiner ersten Anstellung in einer Kölner Werbeagentur arbeitete Perscheid als Werbegrafiker für Mode in Düsseldorf. In diese Zeit fiel auch seine erste Cartoonveröffentlichung „Trendman“.

1993 entschied sich Martin Perscheid endgültig für die Laufbahn des freischaffenden Cartoonisten. 1994 nahm ihn der Content-Anbieter „Bulls Press“ unter Vertrag und sorgte für die Verbreitung seiner Zeichnungen in weit über 100 Zeitungen und Zeitschriften, unter anderem auch in Medien wie Mallorca Zeitung und Grenz Echo (Belgien). Unter seiner populären Reihe „Perscheids Abgründe“ erschienen mehr als 4.300 Cartoons, gezeichnet in zweiwöchentlichen Zyklen.
Perscheid wurde mehrfach ausgezeichnet: Im Jahr 2002 erhielt er den Max & Moritz-Preis für den besten deutschsprachigen Comic-Strip. 2004 belegte er den dritten Platz beim Deutschen Karikaturenpreis, 2018 ebenfalls den dritten Platz beim Deutschen Cartoonpreis.
Schon früh entschied sich Martin Perscheid für die Veröffentlichung seiner Werke auf einer eigens eingerichteten Facebook-Seite. Auch auf seiner nach wie vor existierenden Website martin-perscheid.de sind seine Cartoons bis zur Nummer A 4252 in einer eigenen Systematik sortiert. Heute sind über 242.000 Personen Mitglied in der Facebook-Gruppe „Perscheid Cartoons 3.0“, die sich auch für die Fortführung der Datenbank (idioten-die-im wege-stehen.de) mit textbasierter Suche verantwortlich zeigen.

Stilistisch blieb Perscheid seinem Cartoon-Format immer treu, auch wenn er das Werkzeug wechselte: Seine ersten Cartoons malte er klassisch mit dem Pinsel in Aquarell. Später wechselte er zum Tuschefüller und kolorierte die Konturen zuletzt auch digital am Computer. Seine Cartoons bestechen durch minimalistische Ästhetik, die sich auf das Wesentliche zur Gestaltung des Witzes konzentrieren.
Männer sind meist glatzköpfig, Augen verschwinden hinter Brillen, und einen Mund hat nur das sprechende Figurenpersonal. Zudem verstärkt die sprachliche Präzision die Wirkung seiner Cartoons und verleiht jeder Pointe ihre kompromisslos bissige Schärfe, selbst bei kompliziertesten Themen.
Mit Perscheids Cartoons schaut man lachend in unermessliche und gefährliche Tiefen, bevor man merkt, worüber man da eigentlich lacht. Denn ganz weit unten lauert das Unfassbare, das scheinbar Unsag- und Undenkbare. Und doch: Bei aller Boshaftigkeit und allem Zynismus halten seine Cartoons das nötige Gleichgewicht zwischen Tabu und Witz, Spott und Leichtigkeit. Dieser akrobatische Balanceakt ist die große Kunst des schwarzen Humors, die Perscheid meisterhaft beherrschte.

Nichts und niemand bleibt verschont: Tiere, Eltern, Autofahrer und -fahrerinnen, Beziehungen, Frauen und auch Perscheids eigenes Alter Ego bewegen sich gefährlich nah am Rand des Abgrunds. Und so vielfältig sein Figurenpersonal, so breit war auch sein Themenspektrum – stets geprägt vom provokant tabulosen Spiel mit geschlechtsspezifischen Stereotypen, menschlichen Schwächen und gängigen Klischees. Bereits zu Lebzeiten galt Martin Perscheid als wichtiges Vorbild seiner Zunft: Seine Werke gehören längst zum Kanon der Komischen Kunst.
Perscheid starb 2021 im Alter von 55 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. Die Ausstellung im Caricatura Museum Frankfurt zeigt Perscheids prägnanteste Werke, die den Ausstellungstitel „Das kann nur Perscheid“ unterstreichen und unter Beweis stellen.

Die Schau zeigt auch eine andere Facette des Cartoonisten und präsentiert Modelle und technische Erfindungen Perscheids. Dass der Künstler ein leidenschaftlicher Motorradfahrer und -schrauber war, ist kein Geheimnis und zeigt sich in vielen seiner – auch in der Ausstellung gezeigten – Cartoons. So nimmt Perscheids geliebte und selbst restaurierte Honda CB 450 (Jahrgang 1966) einen Ehrenplatz in der Ausstellung ein.
Die Caricatura – Galerie für Komische Kunst ehrte ihn 2016 mit dem „Denkmal des unbekannten Idioten“, das seitdem auf dem Vordach des Kasseler KulturBahnhofs steht. Dieser Idiot ist ein regelmäßiger Protagonist – das glatzköpfige Männchen mit Brille und Knollennase, welches die kleinen und großen Dummheiten des Alltags meistern muss.
Ausstellung bis 07.06.2026, Caricatura Museum Frankfurt
http://www.caricatura-museum.de
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