150. Geburtstag Heinrich Vogelers

In ihrer großen Jubiläumsausstellung zum 150. Geburtstag Vogelers zeichnen die vier Worpsweder Museen den Weg des Künstlers vom erfolgsverwöhnten Jugendstilkünstler zu einem visionären Verfechter gesellschaftlichen Wandels nach. Deutlich wird dabei, dass Vogeler (*12.12.1872 in Bremen † 14.06.1942 Karaganda/Kasachstan) bereits lange vor dem Ersten Weltkrieg von der Idee angetrieben war, seine Kunst in den Dienst eines besseren Lebens zu stellen. Gleichzeitig sind seine ab 1918 auf dem Barkenhoff entwickelten politischen Ideale ein Vorgriff auf die Suche Vogelers nach dem ›Neuen Menschen‹ und einer ihm entsprechenden Gesellschaftsordnung, die seine letzten beiden Lebensjahrzehnte bestimmte.

Setze an die Stelle des Wortes die Tat!
Demut an die Stelle der Siegereitelkeit –
Wahrheit anstatt Lüge!
Aufbau anstatt Zerstörung.
(Heinrich Vogeler in: Das Märchen vom lieben Gott, Friedensappell an Kaiser Wilhelm II., 20. Januar 1918)

Diese Worte Heinrich Vogelers aus seinem berühmten Friedensappell an Kaiser Wilhelm II. haben in den vergangenen Wochen beklemmende Aktualität erlangt. Sie zeigen schlaglichtartig, wie viel dieser Künstler, der als Pazifist aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrte und sich in der Folge radikal mit den gesellschaftlichen Umbrüchen und Widersprüchen seiner Zeit auseinandersetzte, uns heute zu sagen hat.

Die Retrospektive macht alle Werkaspekte und -phasen in einer faszinierenden Zusammenschau erlebbar. Die Ausstellungssektion Werden zeichnet im Barkenhoff die persönlichen und stilistischen Stationen nach, die Vogeler durchlebt. Im Historischen Teil der Großen Kunstschau werden die Beziehungen zwischen Vogeler und seinen Worpsweder Malerkolleginnen und -kollegen lebendig.

Im Neuen Teil der Großen Kunstschau schließlich wird unter dem Titel Anbruch einer neuen Zeit? aufgegriffen, wie aktuell die Fragestellungen des Künstlers bis heute sind. Diese Ausstellungssektion widmet sich der Bedeutung jener Aspekte, die Vogeler in seinem Friedensappell für das Zusammenleben in allen Gesellschaftsformen als leitgebend herausstellte.

In 19 zeitgenössischen Positionen wird Vogelers politisches und soziales Engagement in die Gegenwart übersetzt. Die beteiligten Künstler-/innen sind: Anna Artaker und Meike S. Gleim, Florian Aschka und Larissa Kopp, Thomas Behling, Sylvie Boisseau und Frank Westermeyer, Alessandro Cemolin, Clément Cogitore, Sokari Douglas Camp, Maarten Vanden Eynde, Julia Faber, Kristian von Hornsleth, Jannine Koch, Luise Marchand, Arthur Metz, mischer’traxler, Mwangi Hutter, OMA, Oliver Ressler, Yara Said und Jakob Wirth.

Das Vogeler-Jubiläum 2022 bildet den Auftakt zu einem großen Ausstellungs-, Kunst- und Forschungsprojekt der Worpsweder Museen. Dieses geht zwischen 2022 und 2027 unter dem Titel ZEITENWENDE. Kunst im Aufbruch in einer Welt im Umbruch der Frage nach, welche besondere Rolle Kunst und Kultur in gesellschaftlichen Umbruchzeiten spielen können.

Die Ausstellung wird durch ein Begleitprogramm unter Mitwirkung zahlreicher Kooperationspartner in Worpswede und Bremen, dem Geburtsort Vogelers, ergänzt, darunter die Kunsthalle Bremen, das Focke-Museum – Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, die Museen Böttcherstraße und das Bremer Rathaus.

Mit der Jubiläumsausstellung zu dem wohl wichtigsten aus Bremen stammenden Künstler Heinrich Vogeler, der in Worpswede berühmt geworden ist, gelingt ein kultureller Brückenschlag zwischen Bremen und Worpswede.

Parallel zur Ausstellung Heinrich Vogeler. Der neue Mensch kommt am 12. Mai 2022 der Film HEINRICH VOGELER – Aus dem Leben eines Träumers in die Kinos. Er bietet eine weitere Möglichkeit, in das Leben und Werk dieses Künstlers einzutauchen. Die preisgekrönte Regisseurin Marie Noëlle stellt in ihrem Film die außergewöhnliche Biografie von Heinrich Vogeler in den Mittelpunkt und macht Schlüsselszenen seines Lebens durch Spielszenen in prominenter Besetzung erlebbar. In ihnen glänzen u. a. Florian Lukas als Heinrich Vogeler, Anna-Maria Mühe als Martha Vogeler und Naomi Achternbusch in der Rolle von Paula Modersohn-Becker. Auf dokumentarischer Ebene kommen Vogelers direkte Nachfahren sowie Kunst- und Kulturschaffende der europäischen und internationalen Kunstszene zu Wort. Im Dialog wird eine Brücke zum 21. Jahrhundert und dem Kunstbegriff der Gegenwart geschlagen.

Ausstellung bis 06.11.2022
Worpsweder Museen, Lindenallee 5, 27726  Worpswede

Alle Informationen zu Ausstellung, Begleitprogramm und Film: www.vogeler22.de