
Emil Nolde (1867–1956), bekannt als farbstarker Maler des Nordens, zählt zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus. In der Ausstellung der Pinakothek München werden acht Gemälde Emil Noldes – und damit der nahezu vollständige Münchner Sammlungsbestand – präsentiert. Dieser reicht vom „Tanz um das goldene Kalb“ (1910) bis zur „Nordermühle“ (1932) und umfasst damit Werke vom Beginn des Expressionismus bis in die frühen 1930er Jahre und einen Querschnitt durch Noldes vielfältige Motivwahl. Das Stillleben „Puppen und Papagei“ (1912) wird ausgerahmt in einer Vitrine, vorder- und rückseitig in seiner Materialität, mit Spannrändern und Leinwandgewebe, Keilrahmen und dem Bildtitel, mit dem Nolde seine Gemälde häufig abschließend „taufte“, präsentiert.

Aktuelle Forschungen des Forschungsverbundes widmeten sich erstmals der Arbeitsweise und den Künstlermaterialien Noldes sowie seiner maltechnischen Entwicklung in den über fünf Jahrzehnten seines langen Schaffens. »Meine Art zu malen ist ohne alle Kunststücke«, formulierte der Künstler 1912 in gewollter Untertreibung. Denn bei genauer Betrachtung beruht die Wirkung seiner Gemälde wesentlich auf den in jedem Schritt von der Vorbereitung der Leinwand bis zur Signatur bewusst und nuanciert eingesetzten Materialien und Techniken.
Fünf Wandtexte vertiefen wichtige Einzelthemen: Sie führen in Ausstellung, Forschungsprojekt sowie Künstlerbiographie ein, widmen sich den für Nolde künstlerisch und maltechnisch wichtigen Umbruchjahren zwischen 1904 und 1910, erläutern die Hintergründe für Noldes ungewöhnlich lange Vorliebe für »Behrendt Künstlerfarben« und zeigen die Spannbreite von Noldes Arbeitsweise auf, die vom sicheren Gelingen im ersten Wurf bis zu teils umfänglichen Überarbeitungen noch in großen Zeitabständen reicht

Zwei Monitorschleifen im Saal vertiefen Noldes reiches maltechnisches Vokabular und führen anhand von Details, Mikroskop-, Streiflicht- oder Infrarotaufnahmen durch jeden Schritt der Bildentstehung. Eine Besonderheit Noldes sind beispielsweise ab 1914 die häufig farbigen Grundierungen, die neben oft farbigen Kompositionsanlagen sichtbar bleiben und fließend Teil der Malerei werden. Um lebendige Oberflächen zu schaffen, trägt Nolde Ölfarben häufig in reinen, unvermischten Tönen variantenreich auf, mal pastos und mit dynamischem Duktus, dann wieder stark verdünnt und aquarellhaft. Selbst Farbe und Position der Signatur nutzt Nolde noch als gestalterisches Element.
Ausstellung bis 28.02.2023, Pinakothek München
http://www.pinakothek-der-moderne.de
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