NIKI DE SAINT PHALLE

Niki de Saint Phalle (1930–2002) zählt als eine der Hauptvertreterinnen der europäischen Pop-Art und Mitbegründerin des Happenings zu den bekanntesten Künstlerinnen ihrer Generation. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt zeigt die Geschichte und das vielfältige Œuvre der französisch-amerikanischen Visionärin in einer umfassenden Ausstellung, die mit rund 100 Arbeiten einen Überblick über alle Werkphasen bietet.

In den fünf Jahrzehnten ihres künstlerischen Schaffens entwickelte Niki de Saint Phalle eine unverwechselbare Formensprache und ein facettenrei­ches Werk. Die „Nanas“, ihre bunten, großformatigen Frauenskulpturen, begründeten ihren internationalen Erfolg und gelten bis heute als ihr Markenzeichen. 

Doch reicht das künstlerische Spektrum der Autodidaktin weit darüber hinaus. Sie wechselte Techniken, Themen und Arbeitsweisen und schuf ein ebenso ambivalentes wie subversives Werk voller Freude und Brutalität, Humor und Eigensinn.

Sie beschäftige sich intensiv mit sozialen und politischen Themen und hinterfragte Institutionen und Rollenbilder – Auseinandersetzungen, die die Relevanz heute wieder unter Beweis stellen. Niki de Saint Phalle hat mit ihren legendären ‚Schiessbildern‘, die in provokativen Aktionen bereits in den 1960er Jahren entstanden, einen entscheidenden Beitrag zu der gerade heute hochaktuellen Kunstform der Perfomance geleistet. Verfolgt man ihren künstlerischen Werdegang, so erscheinen vor diesem Hintergrund viele ihrer Werke, vor allem die ‚Nanas‘ und die großen Installationen im öffentlichen Raum, in einem anderen Licht.

Internationale Bekanntheit bekommt de Saint Phalle 1966 am Moderna Museet in Stockholm, als sie ihre erste begehbare Plastik zeigt. ‚Hon‘ ist sechs Tonnen schwer und ca. 25 Meter lang. Zwischen den Schenkeln der stilisierten liegenden Frau gelangten die mehr als 100.000 Besucherinnen in das Innere ‚der größten Hure der Welt‘, wie die Künstlerin sie nannte.

Dabei bedeutete Kunst für de Saint Phalle mehr als nur ein Medium des Ausdrucks: Kunst war ihr aus biografischen Gründen eine Notwendigkeit und diente zudem dazu, gesellschaftliche Konventionen zu hinterfragen. Sie kritisierte Institutionen und Rollenbilder und verhandelte in ihrem Werk soziale und politische Themen wie die Stigmatisierung durch AIDS, das Recht auf Abtreibung, Waffengesetze oder den Klimawandel.

Ausstellung 03.02.-21.05.2023, Schirn Kunsthalle Frankfurt
http://www.schirn.de

Bilder:
Oben: Niki de Saint Phalle Bezzola 1969, Kunsthaus Zürich, Foto: Nachlass Leonardo Bezzola,
Mitte li: Les Nanas aux pouvoir [sic], 1965/71, Foto: ahlers collection, Leihgabe: Galerie Gerda Bassenge,
Mitte mi: Temple of all Religions, 1974–1988, Modell für den Tarotgarten, Sprengel Museum Hannover,

bpk/Michael Herling/Aline Gwose,
Mitte re: Nana rouge jambes en l’air, um 1968, Leopold Hoesch Museum, Düren/Peter Hirnschläger, Aachen,
Unten: li: Jardin des Tarots, 1991, Musée d’art et d’histoire Fribourg
Unten re: Global Warming, 2001, Leihgabe in der Ausstellung: Ed. 50/50, Musée d’art et d’histoire Fribourg,

Ed Kessler,
Ganz unten li: I Am the Nana Dream House, 1969, Musée d’art et d’histoire Fribourg,
Ganz unten re: Aufkleber, 56,5 x 62 cm, Ed. 16/50, Musée d’art et d’histoire Fribourg,
(Alle: 2023 Niki Charitable Art Foundation / Adagp, Paris)