„Rendezvous der Träume“ – Surrealismus und deutsche Romantik

Mit „Rendezvous der Träume“ präsentiert die Hamburger Kunsthalle bis zum 12. Oktober 2025 eine umfassende Ausstellung zum internationalen Surrealismus, dies anlässlich des 100. Jubiläums der Gründung dieser Bewegung. Dabei spürt sie der deutschen Romantik als einer der wichtigsten Geistesverwandtschaften des Surrealismus nach.

Über 230 surrealistische Ikonen von großen wie auch neu zu entdeckenden Surrealist/innen wie Max Ernst, Meret Oppenheim, René Magritte, André Masson, Salvador Dalí, Dorothea Tanning, Paul Klee, Valentine Hugo, Victor Brauner, Toyen und vielen anderen treffen auf über 70 Meisterwerke der deutschen Romantik unter anderem von Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge sowie auf romantische Dichtung.

Leitthemen wie die Faszination der deutschen romantischen Kunstschaffenden und Dichter*innen für den Traum – als ein Sehen höherer Art begriffen – die Einbildungskraft, die Nacht, aber auch für den Mikro- wie Makrokosmos oder ein besonderes Naturgefühl gehörten zu den Inspirationsquellen, die sich der Surrealismus ein Jahrhundert später zu eigen machte. Geisteshaltungen und Bilderfindungen von Friedrich, Runge, Carl Gustav Carus, Carl Wilhelm Kolbe und vielen mehr spielten wie die Schriften von Novalis, Achim und Bettine v. Arnim, Karoline v. Günderrode, Johann Wolfgang v. Goethe, Friedrich Hölderlin oder Heinrich v. Kleist eine bedeutende Rolle bei der Suche nach einer revolutionären Kunst im 20. Jahrhundert. Dies geschah erstaunlicherweise besonders in den Jahren des Krieges, in Widerstand und Exil.

Der Surrealismus knüpfte an die Romantik als Reaktion gegen die „Entzauberung der Welt“ an und spiegelte ihre revolutionäre Dimension. Ziel beider Bewegungen war ein Lebensgefühl, die Infragestellung einer scheinbar gegebenen Realität und ihrer Grenzen und damit eine Transformation sowohl des Individuums wie der Gesellschaft. Auch wenn aus unterschiedlichen historischen Situationen geboren, scheint das Credo von Novalis bezüglich der „Romantisierung der Welt“  das Streben der Gruppe nach einer höheren geistigen Revolte in einer „Surrealität“ vorwegzunehmen.

Die Hamburger Kunsthalle organisiert die Schau in erstmaliger Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou, Musée national d’Art Moderne, Paris, und kann von diesem über 30 außergewöhnliche Spitzenleihgaben zeigen. In ihrer Gänze bietet die umfassende Ausstellung die einzigartige Gelegenheit, weltbekannte ebenso wie teils noch nie präsentierte Werke aus über 80 internationalen, privaten und öffentlichen Sammlungen aus den USA, Mexiko und ganz Europa zu erleben.

Die präsentierten Werke vom späten 18. Jahrhundert bis 1980 umfassen alle Medien: Insgesamt wurden ca. 300 Gemälde, Grafiken, Zeichnungen, Fotografien, Filme, Skulpturen und Objekte von 65 Surrealist/innen und 30 Romantiker/innen zusammengetragen. Auch verfolgt eine Vielzahl von Archivalien und Manuskripten die Rezeption der deutschen Romantiker/innen durch den Surrealismus.

http://www.hamburger-kunsthalle.de

Bilder:
Oben: Max Ernst, Der Hausengel (Der Triumph des Surrealismus) (L’ange du foyer (Le triomphe du surréalisme)), 1937
Mitte li: Salvador Dalí, Weiche Konstruktion mit gekochten Bohnen (Vorahnung des Bürgerkriegs) (Soft Construction with Boiled Beans (Premonition of Civil War), 1936, Philadelphia Museum of Art
Mitte: Toyen, Traum (Sen), 1937
Unten: Caspar David Friedrich, Das Eismeer, 1823/24, Hamburger Kunsthalle