

Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen ist die bisher umfangreichste Präsentation zu Mondrians Einfluss auf die Kunst und Kultur des 20. und 21. Jahrhunderts. Sie zeigt eine einmalige Bandbreite von Kunst, Mode, Beispielen aus der Werbung, der Architektur und dem Design: Werke unmittelbarer Zeitgenossen /-innen wie Theo van Doesburg oder Sophie Taeuber-Arp, die berühmten Mondrian-Kleider von Yves Saint Laurent sowie zahlreiche Arbeiten von Künstler-/innen der Gegenwart wie Sylvie Fleury, Remy Jungerman, Sarah Morris oder Mathieu Mercier.

Der Künstler selbst bezeichnete seinen richtungsweisenden Malstil in seinen kunsttheoretischen Schriften als „Neue Gestaltung“ oder „Neoplastizismus“. Eine Auswahl von Werken Piet Mondrians aus der Zeit von 1913–1936 ist in einem zentralen Rundbau zu sehen.
Von hier aus lassen sich Verbindungslinien zu den zahlreichen Variationen seiner Arbeiten ziehen. Bring your own Mondrian heißt das partizipative Projekt, das Besucher-/innen zu Beginn der Ausstellung empfängt und sie einlädt, eigene „Mondrianalien“ mitzubringen. Bereits hier offenbart sich die kommerzielle Vereinnahmung der „Marke Mondrian“.

Mit dazu beigetragen hat der Designer Yves Saint Laurent. Seine berühmten Cocktailkleider überführen Mondrians Ideen in den 1960er-Jahren in die Welt der Haute-Couture. Sylvie Fleury thematisiert in ihrer Arbeit Mondrian Boots (1992) eben diese Aneignung der Kunst durch die Fashionindustrie.
Piet Mondrian gehörte am Beginn des 20. Jahrhunderts zur niederländischen De Stijl-Bewegung. Zahlreiche Beispiele aus diesem Umfeld führen vor Augen, dass in den 1910er-Jahren auch Künstlerkolleg-/innen wie Bart van der Leck, Theo van Doesburg oder Gerrit Rietveld nach neuen Formen der Gestaltung strebten.
Später, in Paris, verkehrte Mondrian in konstruktivistischen Kreisen. Mit Künstler-/innen wie Sophie Taeuber-Arp oder Marlow Moss verband ihn der Wunsch nach einer Stärkung abstrakter Tendenzen in der Kunst. Nach seiner Emigration in die USA 1940 teilte er mit Lee Krasner die Leidenschaften für Jazz und Rhythmus in der Malerei.
Piet Mondrians Einfluss auf folgende Künstler-/innen-Generationen wird durch verschiedene Positionen präsentiert. Sie sind nach formalen Kriterien zusammengestellt, die sich in folgende Bereiche gliedern:
Konstruktion / Dekonstruktion, Rekonstruktion, Subversion, Fusion und Reflexion / Rezeption: Werke von Hal Busse, Sarah Morris oder auch die immersive Installation Pier and Ocean (2014) der Künstler François Morellet und Tadashi Kawamata stehen im Spannungsfeld von Konstruktion und Dekonstruktion.
Zu den Rekonstruktionen – also jenen Werken, die konkrete Mondrian-Arbeiten nachbilden oder im Stil von Mondrian gehalten sind – zählt die Arbeit Composition with Yellow and Blue (1996), bei der der New Yorker Tom Sachs mit Gaffertape auf einer Sperrholzplatte gearbeitet hat.
Mit der Rezeption von Piet Mondrian befasst sich auch Melissa Gordon, die sich in ihren Arbeiten auf Sekundärliteratur zu Mondrian bezieht. Der Fotograf Jörg Sasse spürt Mondrian-Anleihen in Alltagsgegenständen der deutschen Nachkriegszeit nach. Mondrian-Adaptionen aus der Architektur (u. a. von Yaacov Agam) werden über Projektionen präsentiert.
11.03.-16.07.2023, Kunstmuseum Wolfsburg,
http://www.kunstmuseum.de
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